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Von Martin Kloth
"Da müssen wir noch hart für arbeiten. Es ist nicht davon auszugehen, dass wir bei Olympia diese Unterstützung der Zuschauer haben", äußerte sich Bundestrainer Heiner Brand eher etwas zurückhaltend. Dennoch hat sich auch Brand mit seiner "neuen Generation" dieser Vision verschrieben und dafür den aufgekeimten Gedanken an einen Rücktritt ebenso schnell wieder beiseite geschoben. "Ich habe auf dem Spielfeld zu Blacky Schwarzer gesagt, als ich ins Hallenrund schaute: Eigentlich müsste ich jetzt aufhören. Mehr geht nicht. Aber vom Alter her kann ich noch ein paar Jahre arbeiten und werde mir neue Ziele setzen und versuchen, diese auch zu realisieren", erzählte der Bundestrainer, dessen bis Ende 2008 laufenden Vertrag der DHB liebend gern so schnell wie möglich verlängern würde.
Gerade die mit dem Titelgewinn verbundene Olympia-Teilnahme setzt bei Brand und dem Großteil seiner Schützlinge neue Motivation frei. "Olympia 2008 ist für jeden Sportler ein außergewöhnliches Ziel. Etwas Größeres als Olympia geht nicht. Und für einen Trainer ist das ein einmaliges Erlebnis. Da haben wir schon wieder etwas, wo man drauf hin arbeiten kann", sagte Brand.
Nicht zuletzt kann er auf eine Mannschaft setzen, deren Altersdurchschnitt bei 27,4 Jahren liegt und die ihren Zenit noch längst nicht erreicht hat. "Die Mannschaft ist erst am Anfang ihrer Entwicklung. Und wir haben auch noch Spieler in der Hinterhand wie Frank von Behren und Oleg Velyky, die hier gefehlt haben", urteilte der DHB-Vizepräsident für Leistungssport, Horst Bredemeier. "Von der Altersstruktur sind alle in der Lage, noch weiter Nationalmannschaft zu spielen", sagte Brand.
Qualifikation ist Gold wert
Für den Verband und Heiner Brand ist die schon feststehende Qualifikation für Peking sowie die EM 2008 in Norwegen und die WM 2009 in Kroatien Gold wert. "Das sind Meilensteine. Wir haben keinen Qualifikationsdruck und können in Ruhe arbeiten", meinte Bredemeier.
Dem Bundestrainer gibt dies die Möglichkeit, seine Mannschaft umsichtig auf die nächsten Höhepunkte weiter zu entwickeln. Zumal das Team bis auf Kreisläufer Christian Schwarzer (Lemgo) keine Abgänge zu verzeichnen hat. "Jetzt können wir uns erlauben, ein paar Experimente zu machen. Ich werde mit Spielern Gespräche führen. Es ist auch gut möglich, dass ich noch andere Spieler in diesem Jahr heranführen werde, da wir keine Qualifikationen zu spielen haben. Auch um den Älteren gerade im Rest der Bundesliga-Saison eine Pause zu geben", erklärte der Bundestrainer.
Mit der besten Handball-Quote der Fernsehgeschichte ist Weltmeister Deutschland in eine neue Dimension vorgestoßen. Durchschnittlich 16,17 Millionen Zuschauer sahen in der ARD den Titeltriumph des Teams von Heiner Brand, was einem Marktanteil von 58,3 Prozent entspricht. "Solche Werte kannte man bisher nur vom Fußball", kommentierte gestern das Marktforschungsunternehmen Media Control, das in der Spitze sogar 20,13 Millionen Zuschauer maß. "Die Titelkämpfe übertrafen alles, was es in dieser Sportart bisher gab." Mit der Endspiel-Quote lagen die Handballer sogar über den Reichweiten der Formel-1-Übertragungen des vergangenen Jahres. An den Fußball reicht dies allerdings nicht ganz heran.
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