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Selbst mit einer deutlichen klimapolitischen Wende ließen sich die dramatischen Konsequenzen der globalen Erwärmung bestenfalls abmildern, berichtete die "Financial Times Deutschland". UN-Generalsekretär Ban Ki Moon sagte in New York, der Klimawandel sei für die Menschheit inzwischen eine ebenso große Bedrohung wie Kriege. Der UN-Klimarat IPCC rechnet den Berichten zufolge mit steigenden Zahlen von Todesfällen, Verletzungen und Erkrankungen durch Hitzewellen, Überschwemmungen, Stürme, Waldbrände und Dürren. Mehr Hitzetote seien künftig vor allem in Europa und Asien zu befürchten. Einige hundert Millionen Menschen in dicht besiedelten Küstenregionen seien allein durch den Meeresspiegelanstieg bedroht. Mehr als ein Sechstel der Weltbevölkerung lebe laut dem UN-Klimarat (IPCC, Intergovernmental Panel on Climate Change) in Regionen, wo Gletscher und Schnee wichtige Wasser-Reservoire sind, die aber in Folge des Klimawandels "sehr wahrscheinlich" weiter schwinden würden.
Der Klimawandel sei bereits weiter fortgeschritten als bislang bekannt, hieß es über den Entwurf, dessen endgültige Fassung allerdings erst unmittelbar vor der Veröffentlichung am 6. April in Brüssel beschlossen wird. Der IPCC habe für seinen Bericht 30 000 Datensätze der vergangenen 20 Jahre ausgewertet. Eine Erwärmung um 0,6 Grad Celsius bis 2100 sei unabwendbar, gehe aus den Ergebnissen der Forscher hervor. Ein schnelles Umsteuern sei dennoch dringend nötig, um einen noch stärkeren Temperaturanstieg mit verheerenden Folgen abzuwenden.
Auch Deutschland drohen empfindliche Konsequenzen. "Das neue Deutschland zeichnet sich durch trocken-heiße Sommer und warm- feuchte Winter aus", berichteten die Klimaexperten Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe und Peter Werner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). Laufe der Treibhausgasausstoß weiter wie bisher, seien insbesondere im niederschlagsarmen Osten Wasserprobleme garantiert. Im Sommer habe der Regen bereits abgenommen, im Winter werde es dagegen niederschlagsreicher. PIK-Experte Wolfgang Cramer nannte als gut erforschtes Beispiel für Klimawandelfolgen den Hitzesommer 2003. "Der war zu einem gewichtigen Teil durch den Klimawandel bedingt und hat in Europa zu 30 000 Hitzetoten geführt", sagte Cramer. "Das sind Todesopfer, die wir dem Klimawandel zuschreiben." Die Klimaexpertin der Umweltstiftung World Wide Fund for Nature (WWF), Regine Günther, forderte angesichts der Warnungen des UN- Klimaberichts: "2007 muss das Jahr der Lösungen werden." Dafür müsse die EU bei ihrem Gipfel am 8. und 9. März in Brüssel der Welt zeigen, "dass wir auch tatsächlich Maßnahmen gegen die Treibhausgase ergreifen".
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