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Von Jens Marx
Vogelbach - Horst Eckel ist rank und schlank wie beim "Wunder von Bern". 1954 leistete er mit 22 Jahren und damit als "Benjamin" der glorreichen deutschen Mannschaft seinen großen Beitrag zum WM-Triumph. Im Endspiel schaltete er den ungarischen Fußball-Star Nandór Hidegkuti aus, er absolvierte neben Fritz Walter als einziger alle sechs Partien von der ersten bis zur letzten Minute. Jahrzehnte danach verfasste Eckel ein Buch über die Minuten, die sein Leben veränderten. Morgen feiert der WM-Held seinen 75. Geburtstag.
"Mit meinem Alter habe ich überhaupt keine Probleme, weil ich immer noch topfit bin. Ich bin immer noch am Ball", sagt der passionierte Tennis- und Tischtennisspieler.
Eine gute Kondition wird Eckel, dessen Telefon bereits in den vergangenen Wochen wegen unzähliger Interview-Anfragen nicht mehr still stand, auch an seinem Ehrentag haben müssen, die Liste der Gratulanten ist lang. Der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), Theo Zwanziger, Landesvater sowie bekennender FCK-Fan Kurt Beck und Ehrenspielführer Uwe Seeler wollen den Mit-Garanten des ersten deutschen WM-Triumphs im Fußball bei einem Empfang im Fritz-Walter-Stadion würdigen. "Das ist für mich kein Pflichttermin", sagte der mit Eckel "sehr, sehr gut befreundete" DFB-Boss Zwanziger: "Es freut mich vor allem, dass Horst Eckel Mensch geblieben ist. Er bleibt auch in heutiger Zeit die Verkörperung deutscher Tugenden."
Man müsse einfach nur normal bleiben und so weiterleben wie bisher, lautet Eckels Credo. Der zweifache Familienvater, der nach der WM ein lukratives Angebot aus England ausschlug, erwies sich dabei beruflich wie sportlich als Universaltalent. Technisch versiert und läuferisch stark war der Pfälzer auf dem Fußballfeld. Seine Statur und Schnelligkeit brachten ihm erst Schmährufe - "Ach Gott, schickt des verhungerte Kerlche wieder hääm" -, dann aber den Spitznamen "Windhund" ein. Beruflich wurde aus dem einstigen Werkzeugmacher ein Lehrer für Kunst und Sport, ehe er 1996 in den Ruhestand ging.
"Ich will helfen, wenn es Not tut"
Doch von Rast ist auch heute noch keine Spur. "Ich habe in den zurückliegenden Jahren viele Aufgaben gerne übernommen, weil ich etwas tun und nicht die Hände in den Schoß legen möchte", betonte Eckel, der nach dem Rücktritt von Fritz Walter - "uns hat eine tiefe Freundschaft verbunden" - 1997 die Nachfolge als Repräsentant der Sepp-Herberger-Stiftung antrat, die sich auch um die soziale Eingliederung jugendlicher Straftäter kümmert. "Ich will helfen, wenn es Not tut", sagt Eckel.
Der Träger des Bundesverdienstkreuzes half Kaiserslautern bei der Bewerbung um die WM 2006. Der "ballbesessene Alleskönner" über Eckel schrieb, trug aber auch zu einigen sportlich erfolgreichen Kapiteln des 1. FC Kaiserslautern maßgeblich bei. Auf den "Betze" wechselte er 1949, initiiert von Fritz Walter. Dort holte er zwei deutsche Meistertitel unter anderem mit Fritz und auch Ottmar Walter, der neben Hans Schäfer und Eckel zu den letzten drei lebenden Spielern des 54er Triumphs zählt. Die Fußball-Stiefel schnürt Eckel noch immer. Zu sozialen Zwecken spielt er in der Lotto-Elf von Rheinland-Pfalz und bei Benefizspielen. "Wenn ich andere 75-Jährige sehe, freue ich mich, dass ich noch so fit bin", sagt Eckel.
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