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Für die schwierigen Verhandlungen bekam sie Lob von Frankreichs Präsident Jacques Chirac und Großbritanniens Premier Tony Blair. Bis 2020 will die EU den Ausstoß der gefährlichen Treibhausgase im Vergleich zu 1990 um ein Fünftel kappen. Der Anteil von Energie aus Sonne, Wasser, Wind und Biomasse soll bis dahin mit 20 Prozent verdreifacht werden. Streit gab es vor allem um die Rolle der Atomkraft, die unter anderem vom Frankreich als "saubere" Energiequelle propagiert wurde. Die EU-Kommission erhielt Aufträge, Berichte zur möglichen Einführung einer Steuer für Flugbenzin sowie einer Abgabe auf Flugtickets und einer schadstoffabhängigen Autobesteuerung vorzulegen. Der Gipfel beauftragte die Kommission auch, bis 2008 Vorschläge für einen flächendeckenden Einsatz von Energiesparlampen anstelle herkömmlicher Glühlampen zu erarbeiten.
EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso kündigte an, den Mitgliedstaaten schon im Herbst Vorschläge für die konkrete Umsetzung der Beschlüsse vorzulegen. Merkel würdigte - trotz der harten Debatten - die Atmosphäre bei dem zweitägigen Treffen. Sie hofft nun, bei den Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag der Europäischen Union am 24. und 25. März in Berlin in ähnlichem Geist eine Aufbruchstimmung zu erreichen und die EU aus der Verfassungskrise führen zu können. Angesichts des Klima-Erfolgs wollen die Staats- und Regierungschefs die Bürger in einer "Berliner Erklärung" überzeugen, dass die EU ihnen bei den Herausforderungen des 21. Jahrhunderts beisteht.
Blair und Barroso nannten das Erreichte ein "historisches Ergebnis". Merkel sagte: "Wir haben die Tür aufgestoßen zu einer vollkommen neuen Dimension der Kooperation in der Klimapolitik." Sollten andere große Wirtschaftsblöcke in Asien und Amerika folgen, will die EU die CO2-Emissionen bis 2020 sogar um 30 Prozent reduzieren.
Bei den Beratungen zeigte sich, dass Frankreich, Tschechien und Bulgarien auf den Einsatz ihrer Atomkraft im Kampf gegen die Erderwärmung beharren. Sie argumentierten, dass Kernenergie eine weitere CO2-Belastung vermeide. Die Kommission muss nun die unterschiedlichen Ausgangslagen zu Grunde legen, um das Ziel für erneuerbare Energien je Land festzulegen. Dabei müssten das bestehende Niveau der Öko-Energien, aber auch der nationale Energiemix einbezogen werden, lautete die Kompromissformel, um auch Kernenergie zu berücksichtigen.
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