Quelle: Unbekannt

Von Manuel Späth

Wer hätte das gedacht? Ich muss zugeben, dass ich nicht im Geringsten mit einer Niederlage der deutschen Nationalmannschaft gegen Katar gerechnet hatte, und dementsprechend war ich auch etwas geschockt. Aber so erging es vermutlich nicht nur den meisten deutschen Fans, sondern in erster Linie auch dem gesamten Team. Und genau darin liegt in meinen Augen einer der Hauptgründe für das vorzeitige Ausscheiden. Man hat die Kataris auf dem Weg zum Finale nach ihren äußerst dürftigen Leistungen in der Vorrunde schlichtweg unterschätzt.

Hinzu kommt, dass die Jungs nicht an ihre vorangegangenen Leistungen angeknüpft haben. Lediglich die Abwehr um den erneut sehr starken Andreas Wolff wusste zu überzeugen. Der Angriff hingegen wirkte phasenweise zu statisch und ideenlos. Und wenn das deutsche Team dann doch mal die Lücke in der Deckung fand, verhinderte der überragende Danijel Saric einen Torerfolg.

Warum Dagur Sigurdsson in der hektischen Schlussphase der Partie nicht eine Auszeit genommen hat, um die Jungs noch einmal zu beruhigen und neu einzustellen, kann ich ebenso wenig nachvollziehen wie die Tatsache, dass mit Simon Ernst und Niclas Pieczkowski zwei Spielmacher trotz der schwachen Offensivleistung keine Einsatzzeit bekommen haben.

Wäre, hätte, wenn und aber - im Nachhinein ist man immer schlauer. Fest steht, dass es die Bad Boys im entscheidenden Moment verpasst haben, das Spiel vorzeitig für sich zu entscheiden.

Nicht ganz unerwähnt sollte dabei auch die krasse Fehlentscheidung der Schiedsrichter kurz vor Schluss bleiben. Auch wenn solche Entscheidungen zum Sport dazugehören und sie nicht für Niederlagen verantwortlich gemacht werden sollten, hat dieser Pfiff doch ein gewisses „Gschmäckle“.

Wie geht es weiter? Eine Frage, die jetzt wieder vermehrt aufkommen wird, ist die Frage nach dem neuen Bundestrainer. Unabhängig davon sehe ich der Zukunft der Bad Boys trotz des WM-Aus äußerst positiv entgegen. Sigurdsson hinterlässt seinem Nachfolger eine junge und erfolgshungrige Mannschaft, die sich in den letzten beiden Jahren extrem entwickelt hat und möglicherweise auch durch diese Niederlage noch stärker werden wird. In diesem Sinne, Kopf hoch Jungs!

Manuel Späth stammt aus Ostfildern und spielt seit dem Jahr 2006 für den Handball-Bundesligisten Frisch Auf Göppingen, dessen Kapitän er ist. Für diese Zeitung analysiert der 38-fache Nationalspieler, der in der kommenden Saison für den TVB Stuttgart auflaufen wird, das Geschehen bei der WM in Frankreich.