Holgers Uhr macht was her. Sie ist nicht nur Zeitmesser, sondern irgendwie auch ein Schmuckstück. Die Uhr zeigt die Zeit analog und digital an. Braucht man nicht unbedingt, ist aber so. Die digitalen Anzeigen sind in das Ziffernblatt eingelassen und mit silberglänzenden feinen Drähten verziert. Das ist schön anzusehen, hat allerdings null Nutzwert. Problematisch wird es, wenn sich diese silbernen Umrandungen lösen und unter dem Glasdeckel ein Eigenleben entwickeln.
Eine dieser Zierdrähte brach aus seiner Fassung, verklemmte sich mit den Zeigern, und die analoge Anzeige funktionierte nicht mehr. Kein Problem, dachte Holger. Im Uhrengeschäft meines Vertrauens wird das sicher schnell zu lösen sein. Glasdeckel auf, das verklemmte Zierteil mit der Pinzette rausgeholt, Deckel drauf, fertig. Geschätzte Reparaturzeit: circa zwei Minuten.
Da hatte sich Holger aber gewaltig getäuscht. Die Verkäuferin erklärte dem verdutzten Kunden, dass es wohl mindestens zehn Tage dauern würde, bis der Schaden behoben sei. Holger verschlug es die Sprache bei dem Gedanken, dass er sich für so lange Zeit von seiner Uhr trennen musste. Und als die Verkäuferin zum Abschied sagte „wir beeilen uns“, wusste Holger: Zeit ist relativ, wie es schon Albert Einstein festgestellt hatte. Jetzt lebt Holger mindestens zehn Tage praktisch zeitlos. Und er stellte fest: Das geht auch.