Die Trendwende in der Leitzinspolitik der EZB bleibt vorerst aus, die Börsen reagieren mit Kursverlusten, der bevorstehende Brexit sorgt für eine niedrigere Konjunktur. Anleger und Banken werden also auch weiterhin gezwungen sein, nach alternativen Möglichkeiten zu suchen, wenn es um die Kapitalvergrößerung geht – denn konventionelle Sparmodelle zahlen sich zusehends weniger aus.
Neue Wege durch den Niedrigzins?
Dunkler Schatten Brexit: Unmittelbare und langfristige Folgen des EU-Austritts
Der beschlossene EU-Austritt Großbritanniens hat ebenfalls nicht zur Erleichterung der wirtschaftlichen Lage beigetragen, sondern stattdessen für zusätzliche Unsicherheiten gesorgt. Aus deutscher Sicht betrifft das vor allem Exporte und Investitionen, gerade letztere werden möglicherweise aufgeschoben, bis der zukünftige Status der Briten im europäischen Wirtschaftsraum geklärt ist. Vorläufig tut das Votum der Konjunkturvoraussage noch keinen Abbruch, Spätfolgen sind dennoch nicht auszuschließen – weshalb das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) unlängst die Konjunkturerwartungen für 2017 im Vergleich zum laufenden Jahr recht deutlich nach unten korrigierte (von 1,9 Prozent in 2016 auf 1,0 Prozent in 2017).
Auch die Verbraucher werden sich gegebenenfalls auf die möglichen Auswirkungen einstellen müssen – die wiederum nicht zwangsläufig negativ sind:
- Abhängig vom Wechselkurs kann beispielsweise ein Urlaub auf der Insel durchaus günstiger werden. Das gilt auch für den Import von britischen Waren
- Schwieriger ist es im Bereich Geldanlagen und Darlehen – denn hier kommt es viel eher auf die langfristige Perspektive an und die ist aktuell noch nicht abzuschätzen. Sollte der Pfund gegenüber dem Euro weiter abfallen, können sich Darlehen in der britischen Währung allerdings als kostengünstiges Geschäft erweisen: Die Raten werden so nämlich günstiger.
- Wer Einlagen bei britischen Banken hat, kann trotz Brexit-Entscheidung weiterhin von der europäischen Einlagensicherung profitieren. Spareinlagen von 75.000 Pfund sind darüber pro Kunde abgesichert, was je nach Wechselkurs zumindest an die von der EU vorgeschriebene 100.000-Euro-Grenze heranreicht.
Sparverhalten zwischen Sicherheit und Rendite
- Männer (13 Prozent) sind gegenüber Frauen (5 Prozent) eher geneigt, beim Geldanlegen ein Risiko einzugehen. Allerdings liegen sie damit auch nur unwesentlich über dem bundesweiten Durchschnitt (9 Prozent).
- Personen mit einem größeren Vermögen (ab 50.000 Euro) sind ebenfalls leicht risikoaffiner als Personen mit einem geringen Vermögen (unter 1.000 Euro).
- Bei Rentnern ist das Sicherheitsbedürfnis hingegen am größten, von ihnen ist sogar mehr als ein Drittel zu einem Verzicht auf höhere Rendite bereit.
Geld verdienen an der Börse
Diese Einstellung schlägt sich daher auch bei den tatsächlich getätigten Geldanlagen nieder, als Alternativen zum Sparbuch werden vor allem Anteile an Fonds (also Aktien oder Immobilien) sowie Tagesgeld- oder Festgeldkonten genutzt. Am unbeliebtesten sind Sparbücher und Aktien. Gerade bei letzteren wird das vorsichtige Abwägen zwischen Sicherheit und höheren Erträgen gewissermaßen zu einem Dilemma, denn tatsächlich ließe sich an den Börsen – die nötige Risikobereitschaft vorausgesetzt – mehr Geld verdienen.
Konsumaktien: Geld verdienen mit dem Geldausgeben
Es ist eine alte „Weisheit“, dass man erst Geld ausgeben muss, um Geld zu verdienen. Stellt man dem mit dem bekannten „Gegessen und getrunken wird immer“ einen weiteren Klassiker an die Seite, bringt es das Prinzip der Konsumaktien einigermaßen auf den Punkt.
Der Begriff Konsumaktie erklärt sich weitestgehend selbst: Es handelt sich um Anteile an Unternehmen, die Produkte für den (alltäglichen) Konsum herstellen. Entsprechend groß ist der Aktienpool, aus dem interessierte Anleger schöpfen könnten. In der Tat ist diese Form der Unternehmensbeteiligung derzeit eine lohnende Investitionsmöglichkeit, denn in vielen Bereichen bleibt der Konsum ansteigend – und damit auch der Kurs der entsprechenden Aktien.
Diese Entwicklung ist auch der sonst oft gescholtenen Politik der EZB geschuldet. Das – zumindest für dieses Jahr – noch erfreuliche Wachstum innerhalb der europäischen Wirtschaftszone ist unterm Strich ein Zeichen dafür, dass die Maßnahmen der Zentralbank, mit denen die Konjunktur angekurbelt werden soll, in dieser Hinsicht greifen. Der Trend der (europäischen) Konsumaktien ist allerdings von einer Reihe von Faktoren abhängig:
- Positive Auswirkungen haben beispielsweise der im Vergleich noch immer recht niedrige Ölpreis sowie die allgemein günstigen Rohstoffpreise. Davon profitieren einerseits die Unternehmen, da sie ihre Produktionskosten unter diesen Voraussetzungen senken können; andererseits bleibt aber auch den Verbrauchern selbst dadurch mehr Geld – das sie sonst für die Energieversorgung etc. hätten aufwenden müssen, was jetzt aber für den Konsum generell zur Verfügung steht.
- Gleichzeitig helfen auch die globalen Wirtschaftsverbindungen der Konjunktur auf die Sprünge: Solange die Geldpolitik der EZB in der bisherigen Weise fortgeführt wird und im Gegenzug die amerikanische Notenbank mit einem – sehr langsamen – Anheben der Zinsen fortfährt, stärkt das ebenfalls das Wirtschaftswachstum.
Dazu kommt die ungebrochen positive Verbraucherstimmung, die wiederum durch einen robusten Arbeitsmarkt, Tariflohnsteigerungen und die nach wie vor niedrige Inflationsrate begünstigt wird. Nicht auszuschließen ist auch der psychologische Effekt, den das Ausbleiben von Sparerträgen in Folge der Niedrigzinsen mit sich bringt – wenn sich Sparen ohnehin kaum lohnt, warum nicht gleich das Geld ausgeben?
Der Gedanke scheint vielen nicht so fern zu liegen, denn sowohl der stationäre Einzelhandel wie auch der Onlinehandel konnten sich schon in der ersten Jahreshälfte über Umsatzsteigerungen freuen. Was für ersteren umso erfreulicher ist, da die Konkurrenz durch den E-Commerce in zunehmendem Maße größer wird. Kaum überraschend ist daher das Wachstum von manchem börsendotierten Internethändler.
Positive Aussichten werden aber nicht nur den Händlern und Konsumartikelherstellern zugesprochen, sondern auch anderen Branchen: Versicherungen, Telekommunikation, Medien und Technologie, Reisebranche und andere Konsumsegmente können von der derzeitigen Stimmung in der Eurozone profitieren. Wer in die entsprechenden Unternehmensaktien investiert hat, kann sich sein Stück vom Kuchen aus Umsatzsteigerungen und Kursanstiegen abholen.
Social Trading: Schnelles Geld als Hobby-Broker?
- Wirklich hohe Rendite sind höchstwahrscheinlich nur mit einem gewissen Hang zum Zocken zu erzielen – und das ist trotz aller Einschränkungen durchaus möglich.
- Überhaupt bleibt der Anschein Zockerei aus verschiedenen Gründen bestehen: Das liegt vor allem an der fehlenden Beratung – einziger Ersatz ist die Orientierung an den Brokern.
- Mangelndes Verständnis lässt sich damit jedoch nicht ersetzen und die vermeintliche Transparenz, wenn es um die getätigten Anlagegeschäfte geht, ist längst keine Garantie dafür, dass die betreffenden Produkte wirklich besser sind. Das gilt vor allem für komplexe Angelegenheiten wie den CFD-Handel („Contract of Difference“), der nur außerhalb der Börse stattfindet. Er ist aber von so vielen unterschiedlichen Faktoren abhängig, dass es Experten vorbehalten bleiben sollte – schon wegen der verlangten Sicherheitsleistung, die bei Verlusten zu noch größeren Investitionen führt.
Es gibt auf der anderen Seite allerdings Möglichkeiten, die Gefahren zu minimieren. Dazu sollten Privatanleger beim Copy Trading aber unbedingt einige Faktoren beachten.
1. Performance ist zwar die naheliegendste Orientierungshilfe, weil sie eine direkte Einschätzung der Wertentwicklung eines Portfolios erlaubt. Es sollten jedoch immer die Voraussetzungen (vor allem die eingegangenen Risiken) im Auge behalten werden, unter denen die Performance insgesamt zustande kommt.
2. Verifikationen der Trader ermöglichen bei seriösen Plattformen bessere Transparenz.
3. Diversifikation spielt auf verschiedenen Ebenen eine Rolle, sie dient hauptsächlich der Minimierung des Risikos – im günstigsten Fall wird dies durch eine Mischung aus unterschiedlichen Strategien und Portfolios erreicht.
4. Umschichtungen sind das geeignete Mittel, um auf die Entwicklungen an den Märkten zu reagieren. So können Verluste mittel- bis langfristig verhindert bzw. größere Gewinne erzielt werden.
Tatsächlich ergibt sich das Restrisiko beim Social Trading aus eben diesen Marktveränderungen, die sich trotz aller Vorsichtsmaßnahmen auch unvorhergesehen auf die eigenen Anlagen auswirken können. Solange die oben genannten Aspekte berücksichtigt bleiben, ist das nicht zwangsläufig problematisch – im Gegensatz zu übermäßig emotionalen Reaktionen. Die haben im Bereich der Finanzmärkte und Börsenspekulationen aber ohnehin keine Daseinsberechtigung.
Ideelle Werte und reales Kapital
Trend zur Ethikbank: Nachhaltige Geldanlagen
- Erfüllt werden müssen etwa die Grundsätze einer vorsichtigen Unternehmensführung.
- Es muss sowohl die Berichterstattung zu ökologischen Aspekten der Geschäftstätigkeit (dazu gehört zum Beispiel die Global Reporting Initiative) als auch zu sozialen Belangen der Geschäftstätigkeit gewährleistet sein.
- Ein weiteres Kriterium ist die Berichterstattung zu den firmeneigenen CSR-Zielsetzungen.
- Bisweilen wird auch gefordert, die Gehälter des Vorstands offenzulegen.
- Voraussetzung für die Berücksichtigung durch ethische Banken ist auch das Bestehen eines Leitbildes zur verantwortlichen Unternehmensführung.
Gold: Gewinnpotenzial und Absicherung
- Die Situation der Weltwirtschaft, die durch die möglichen Auswirkungen des Brexit oder die unsichere ökonomische Lage in China beeinflusst wird, stärkt nur noch mehr den Wunsch nach Sicherheit – die Investition in Gold dient als Absicherung gegen das Szenario abstürzender Aktienmärkte.
- Aus vergleichbaren Gründen wird Gold auch gekauft, wenn es um die Inflation geht. Die ist im europäischen Wirtschaftsraum aber auf einem anhaltenden Tiefstand, ebenso wie die Zinsen. Im Gegensatz zu anderen Geldanlagen ist Gold von negativen Zinsen aber nicht betroffen und daher zur Kapitalsicherung durchaus geeignet.
Sachwerte als Anlagemöglichkeit?
Kunst und Kunstgegenstände
- Zum einen für die offenbar breitflächig geteilte Auffassung, dass sich die Investition in Kunst – ob klassisch, modern oder zeitgenössisch – früher oder später rentieren wird. Dem Angebot-und-Nachfrage-Prinzip folgend steigen dadurch die Preise.
- Zum anderen ist es kaum ein Zufall, wenn sich unter den Urhebern der teuersten Gemälde vorrangig namhafte Künstler befinden. Denn die Preise sind eben auch der Qualität der Werke und der Reputation ihrer Schöpfer geschuldet. Was wiederum nicht bedeutet, dass nicht auch temporäre Vorlieben, um das Wort „Mode“ zu vermeiden, Einfluss haben können.
Die beiden größten Probleme von Kunst als Geldanlage bleiben jedoch: die Unvorhersehbarkeit der Wertentwicklung, gerade im Bereich der für Privatleute noch erschwinglichen zeitgenössischen Kunst; die geringe Eignung als kurzfristiges Anlageprodukt (auch wenn das häufig genug versucht wird) durch die langsame Wertsteigerung – sofern sich diese überhaupt ergibt – und die kaum gegebene schnelle Liquidität, der oftmals langwierige Veräußerungsprozesse entgegenstehen.