Quelle: Unbekannt

Von Christian Dörmann

Man tut ja, was man kann, wenn man freundlich darum gebeten wird. Und wenn der Wunsch dann noch einen behördlichen Anstrich hat, dann ist der Deutsche ohnehin geneigt, fast alles zu tun. Also trennt man alle elektronischen Geräte vom Netz, schaltet Warmwasserbereiter, Kühl- und Gefriergeräte für einige Stunden auf höhere Leistung und öffnet vorsichtshalber die elektrischen Garagentore. Eben genau so, wie es der Betriebsservice Neckar-Fils der Netze BW GmbH vorgeschlagen hat. Sogar schriftlich, denn ein Zettel mit besagten Anregungen fand sich dieser Tage in diversen Briefkästen in Sulzgries. Am Dienstag, 10. Januar, werde in der Zeit „von zirka 8 bis 12 Uhr vorübergehend die Stromversorgung in Ihrem Netzbereich“ unterbrochen“. So stand es auf dem Papier mit den bereits genannten Empfehlungen und der Begründung, es seien Arbeiten notwendig, um auch künftig eine sichere Stromversorgung anbieten zu können.

Dafür tut man dann wirklich alles. So auch ein Bewohner an der Hohenackerstraße: Computer runterfahren, auch die Holzvergaserheizung, die Mittagssuppe war schon am Tag zuvor fertig, und durch den verfügbaren Schwedenofen war es auch ohne Strom möglich, die Kinder mit warmer Suppe zu versorgen.

Und dann der Super-Gau: Das elektrische Licht wollte und wollte nicht ausgehen. Ein Anruf bei Netze BW ließ die bange Ahnung zur grausamen Gewissheit werden: „Die Abschaltung wurde abgesagt“, hieß es - einfach so. Alle Vorkehrungen umsonst. Zum offenen Garagentor zieht es kalt rein, der Warmwasserbereiter heizt, was das Zeug hält, und im Gefriergerät herrschen mittlerweile Temperaturen wie am Nordpol. „Ob die Netze BW dadurch ihren Umsatz steigern will?“, fragt sich der Bürger aus der Hohenackerstraße und fühlt sich von dem EnBW-Unternehmen verschaukelt. Weil es zwar Dinge an-, aber nicht abkündigt. „Lieber nix sagen, damit es keinen Ärger gibt. So machen es kleine Kinder, wenn sie dem Papa verschweigen wollen, dass sie eine Scheibe eingeschossen haben.“

Übrigens: Bei dem geschilderten Fall handelt es sich nicht um einen einmaligen Vorgang. Wenige Wochen davor sollte in Kennenburg der Strom abgedreht werden. Zuvor gab es den erwähnten Zettel und den Hinweis auf die vorsorglichen Vorkehrungen. Doch der Strom floss auch da ununterbrochen aus der Steckdose, und auf der Heizung konnte man Eier braten. Aber vielleicht war ja dafür bei Netze BW der Strom ausgefallen - in der Kommunikationsabteilung zum Beispiel.