Quelle: Unbekannt

Von Gaby Weiß

Er ist wieder da: der Turnbeutel. Zwei rechteckige Plastikstücke aufeinander genäht, oben im Tunnelzug eine doppelte Kordel zum Zuziehen. Und sofort hat man ihn wieder in der Nase, diesen unvergesslichen Duft nach Schulsporthalle und Umkleidekabine, nach Schweiß, Turnschuhmief und vergessenem Käsebrot, überlagert von einem sanften Plastikaroma. Die Frechen klauten sie den Braven, versteckten sie, warfen sie im Schulhof herum oder nutzten sie als Schleuderwaffe. Wie oft hat man ihn morgens zuhause liegen gelassen, dann gab’s einen Strich in des Lehrers Taschenkalender. Oder im Klassenzimmer verschusselt, dann musste man nachmittags nochmals zur Schule.

Jetzt feiert der Turnbeutel ein Comeback: Wer aufmerksam ist, entdeckt ihn überall. Schicke Damen tragen ihn in gedecktem Grau, junge Männer im angesagten Karo-Look oder im trendy Graffiti-Design. Auch Exemplare aus Segeltuch, Jeansstoff oder Leder, aufgepeppt mit Nieten, Reißverschluss und Seitentaschen, wurden schon gesichtet. Es gibt ihn designermäßig gestylt und individuell gestaltet, für Fußballfans mit Vereinsemblem und für die Kleinen mit Einhorn, Pokémon oder Prinzessin Lillifee. Als cooles Accessoire dieser Tage firmiert er heute unter dem hippen Namen „Gymbag“. Zusammengelegt passt er in die Handtasche und entfaltet sich bei Bedarf zu voller Größe. Als trendiges Lifestyle-Utensil hat er Jutetasche und Stoffbeutel ersetzt, und in Sachen Nachhaltigkeit schlägt er die Plastiktüte um Längen. Die Renaissance des guten alten Turnbeutels ist nicht aufzuhalten.