Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Frühlingsblüten blühen, Honigduft liegt in der Luft. In dieser Jahreszeit, die von Lust und Liebe strotzt, starb vor 400 Jahren der große Poet William Shakespeare in Stratford am Fluss Avon. Mit seinen Sonetten verzaubert der Engländer die Menschen bis heute. Seine Worte treffen tief ins Herz: „Ich war getrennt von Dir im Frühling auch, / Als der April im farbenbunten Drang / Die Welt belebt mit frischem Jugendhauch, / Dass selbst Saturnus mit ihm lacht’ und sprang.“ Grenzen sind dem virtuosen Literaten fremd: „Mit Augen hören - das kann kluge Lieb.“

Heute erinnert nicht nur die Shakespeare-Stadt Stratford an den Todestag des Dichters, der im Alter von 52 Jahren starb. Seit Tagen ist er in aller Munde. Zum 90. Geburtstag von Queen Elisabeth II. zitierte Dauer-Thronfolger Prinz Charles aus dessen Historiendrama „Heinrich VIII.“, um seine Mutter zu besingen: „Sie wird zu Englands schönstem Ruhm gesegnet, / Mit hohen Jahren; viele Tage sieht sie, / Und keinen doch ohn’ eine Tat des Ruhms...“ Was der Erzbischof Thomas Cranmer vor mehr als 400 Jahren der ersten Elisabeth im Drama auf den Weg gab, soll auch heute für die zweite gelten.

Und der Bühnenkünstler lehrt uns Zweifel. So wie die Hexen in „Macbeth“, die vom Geist der Widersprüche im Elisabethanischen Zeitalter künden: „Schön ist abscheulich, abscheulich ist schön.“ Was ist wahr, was ist falsch? Die Frage lässt sich auch auf den Dichter beziehen. Wissenschaftler streiten sich, ob gar Königin Elisabeth I. hinter dem Pseudonym Shakespeare steckte. Zwar liegt die Grabplatte des Literaten in der Holy Trinity Church in Stratford und lockt Besuchermassen, aber die Theorie vom Alter Ego der Herrscherin und Denkerin hält sich hartnäckig. Genährt wird sie von Shakespeares Stücken, in denen Frauen in Männerrollen schlüpfen. So wie Viola in „Was Ihr wollt“. Im Gewand eines Knaben erobert sie das Herz ihres Liebsten Orsino. Mit „Sein oder Nichtsein“ seiner Figuren spielt der Schöpfer der Tragödie vom Prinzen „Hamlet“ so virtuos, dass Zweifel an seiner Identität nicht fern liegen. Aber spielt das eine Rolle angesichts der großen Theaterkunst, die er uns schenkte? Warum nicht einfach sehen, lesen und genießen, das ist hier die Frage.