Im Kampf wie im Sport kommt es auf die richtige Ausrüstung an. Zu dieser Erkenntnis kann kommen, wer morgens vom Esslinger Bahnhof auf dem Radweg entlang des Neckars unterwegs ist. Von gemütlichem Dahinrollen keine Spur - hier ist Schnelligkeit gefragt, und das richtige Material: Blitzende Titanrennräder liefern sich waghalsige Überholmanöver mit dick bereiften Mountainbikes. Die rasanten Radler darauf sind sämtlich bis zum Anschlag ausstaffiert: Die aerodynamischen Fahrradhelme, die an die Tour de France oder an ET, den Außerirdischen, erinnern, sind noch das Mindeste. Neonleuchtende Ganzkörperanzüge blitzen den gemütlicheren Radlern wie Warnblinkanlagen entgegen; die Finger stecken in Fahrradhandschuhen, die Blicke hängen am Tacho, und auf einer schweißüberströmten Nase sitzt sogar ein Nasenpflaster. Ob sich der Radler damit gegen mögliche Ausdünstungen des Vordermanns schützen wollte oder einfach nur die Nasenflügel für ein besseres Durchatmen heben wollte, war bei dem Eiltempo allerdings nicht zu eruieren.
Abends auf dem Nachhauseweg geht die perfekt präparierte Parade weiter. Jetzt bevölkern die Jogger - einzeln und in Gruppen - die Radrennstrecke. Überflüssig zu erwähnen, dass auch sie in voller Kampf-Montur antreten: um den Bauch baumeln Handy- und Schlüsseltasche, ums Handgelenk die Pulsuhr, und die Beine stecken in Kompressionshosen.
Geht es vielleicht auch eine Nummer kleiner? Früher sind wir doch auch irgendwie von A nach B gekommen, nicht nur im alten Opel Kadett mit verbeultem Heck, sondern wenn‘s nötig war auch mit dem Fahrrad. Da hat zwar das Schutzblech geklappert, aber das hat keinen gestört; im Gegensatz zu heute: „Wo ist dein Helm?!“, fliegt es der Redakteurin um die Ohren, kaum dass sie auf die Radrennstrecke eingebogen ist und der Hintermann einen den Schnitt versauenden Schlenker machen muss. Keine Frage, eine gute Ausrüstung macht einen unangreifbar, im Kampf wie im Sport.