Quelle: Unbekannt

Von Greta Gramberg

Manchmal läuft das Mundwerk neben einem her. Das passiert dann, wenn die volle Konzentration auf einer ganz bestimmten Sache liegt. Anfragen von außen werden dann zwar scheinbar beantwortet - tatsächlich bewegen sich die Lippen aber ohne Rücksprache mit dem Bewusstsein. Das kann zu peinlichen Situationen führen, wenn die Antwort nicht zur Frage passt.

Wer in einem Büro arbeitet, kennt das vielleicht. Eine Mitarbeiterin sitzt gebannt vor dem Bildschirm, klopft Buchstabe für Buchstabe ins System - und sagt zu dem ankommenden Kollegen „Tschüss“ statt eines begrüßenden „Hallo“. Der verkrümelt sich angesäuert an seinen Arbeitsplatz, mit der Meinung, man könne es auch netter formulieren, wenn man seine Ruhe braucht. Unangenehm ist auch, wenn besagte Angestellte in einer engagierten Unterhaltung mit dem Chef aus Versehen im Nebensatz ins Du rutscht: „Weisch?“ Und jener pikiert antwortet: „Bin ich für Sie jetzt Onkel Günter, oder wie?“

Und dann gibt es noch jene Momente, in denen das selbstständige Mundwerk geradezu unverschämt wird. So in einer Fußgängerzone geschehen: Das Hirn dachte ans Essen, während Frau in der Mittagspause zum nächsten Imbiss hetzte. Auf dem Weg stand ein Obdachloser, der sie fragte: „Nen Euro?“ Das Bewusstsein der Angesprochenen war längst weiter. Ihr Mundwerk blieb dagegen einen Augenblick stehen und antwortete: „Nein, danke.“