Quelle: Unbekannt

Von Patrick Kuolt

Ich bin glücklich. Froh. Und rundum zufrieden. Schön, sagen Sie nun wahrscheinlich, toll, dass es dem jungen Mann gut geht. Doch ich jubiliere nicht grundlos. Mitnichten. Es gibt natürlich einen plausiblen Grund für meine Euphorie. Doch der Reihe nach.

Meinem Liebling ging es nicht gut. Gar nicht gut. Und ich war verzweifelt, ich wusste nicht weiter. Weil ich spürte, dass etwas nicht stimmt, aber nicht genau sagen konnte, was es ist. Angefangen hat alles vor zwei Wochen. Es kam ganz plötzlich, während wir zusammen in der Stadt unterwegs waren. Es war ein schöner Spätsommertag, alles war perfekt - bis zu diesem einen Moment. Ohne Vorwarnung verschluckte sich mein Liebling heftig, hustete, stotterte. Ich war schockiert, wollte helfen, doch mein Liebling beruhigte sich nach einigen Sekunden wieder. Danach war jedoch nichts mehr wie vorher. Über das Geschehene reden wollte mein Liebling nicht. Die Folgen des Vorfalls waren jedoch unüberhörbar. Denn die sonst so volle und markante Stimme meines Lieblings klang heiser, überhaupt wirkte er seltsam kraft- und antriebslos.

Ein gemeinsamer Freund, der uns beide schon länger kennt, empfahl den Gang zu einem Spezialisten. Gesagt, getan. Allerdings ließen wir uns fahren, denn aus eigener Kraft schaffte es mein Liebling nicht mehr. Die Prognose des Spezialisten klang zunächst ernüchternd. Eine Woche werde er meinen Liebling dabehalten müssen, hieß es, vielleicht auch länger. Das könne er allerdings erst nach eingehenden Untersuchungen sagen. Dann folgten jedoch Worte, die Mut machten. Die Lage, so viel könne er bereits sagen, sei zwar ernst, aber nicht hoffnungslos. Er werde sich melden. Sechs quälende Tage in Ungewissheit später klingelte das Telefon. Der Mann von der Autowerkstatt war dran. Mein Fahrzeug sei repariert und abholbereit. Die Steuerkette und der Kettenspanner seien defekt gewesen, alle entsprechenden Teile seien ausgetauscht worden. Der Hersteller habe sich diesbezüglich kulant gezeigt und die Reparaturkosten übernommen. Gleich am nächsten Morgen habe ich meinen Liebling abgeholt. Es geht ihm wieder gut. Das habe ich sofort gespürt. Er brummt wieder. Und ich bin glücklich. Froh. Und rundum zufrieden.