Quelle: Unbekannt

Von Roland Kurz

Diese Kuh sah aus wie Sau! Und präsentierte sich ungeniert und ungewaschen am Mittwochmorgen auf Seite 11 unseren Lesern und Leserinnen am Frühstückstisch. So manchen verging dabei die Lust auf frische, gesunde Milch. Dabei hatte der Landesbauernverband doch die Presse extra auf den Haldenhof in Beuren eingeladen, um der Öffentlichkeit nahezubringen, welch wichtige Arbeit die Landwirte für unsere Kulturlandschaft leisten. Und zu zeigen, wie sich Landwirte bemühen, mit modernen Methoden gleichzeitig das Kuhwohl und die Lebensqualität der bäuerlichen Familie zu verbessern. Stand auch alles im Artikel, aber das Foto von der dreckigen Kuh am Melkroboter hat diese Botschaft ziemlich übertüncht.

Um es klarzustellen: Die Kühe von Bauer Martin Schnerring stehen nicht knöcheltief im Mist. Der Räumroboter hält die Laufbahnen, wo sich das Rindvieh frei bewegen kann, ziemlich sauber. Die offenen Liegeboxen mit Schaumstoff-Komfortmatten säubert der Landwirt morgens sowie abends und wirft frisches, gehäckseltes Stroh hinein. Aber manch eine Kuh legt sich eben auch mal in die feuchte Laufgasse oder in den warmen Haufen im Stroh. Ein Kalb hat dies der Presse freizügig demonstriert. Es sonnte sich mit seinen Artgenossen im strohbedeckten, halboffenen Stall, stand auf und - ging nicht zur Toilette und drückte nicht die Wasserspülung.

So ein dummes Rindvieh wollte dann unbedingt aufs Foto mit dem Roboter. Realität auf einem Bauernhof. Aber auch ihr Euter wurden vor dem Melkvorgang gesäubert, mit einer Bürste, die nach jedem Tier mit Essigwasser gereinigt wird. Die gut kontrollierte Milch vom Haldenhof kann man also bedenkenlos trinken. Man muss wegen einer dreckigen Kuh jedenfalls nicht den Bauern anrufen und unflätig beschimpfen.

Diskutieren kann man, ob Milchkühe ihr ganzes Leben in einem Stall verbringen müssen. Der Schweizer Bio-Landwirt Martin Ott zeigte am Mittwoch im Fernsehen, wie er seine Herde auf der Weide hält. Er wendet sich gegen die konventionelle Stallhaltung. Aber der Bio-Vorkämpfer hat auch gesagt: Die Kuh ist das einzige Lebewesen, das auf der gleichen Fläche frisst und düngt - ohne krank zu werden. Denn der Wiederkäuer habe einen optimalen Verdauungsapparat. Deshalb habe sich der Mensch die Kuh zu seinem Haustier gemacht.