Quelle: Unbekannt

Von Lorena Greppo

Keine Frage, Applaus ist etwas Schönes. Er drückt Zustimmung, Hochachtung, Lob aus. Wenn etwas unverhofft gut klappt, applaudiert man sich auch gerne mal selbst - man hat es schließlich redlich verdient. Bei einem Konzert trägt er oftmals den Rhythmus eines Liedes mit - zur Freude der Musizierenden. Ebenfalls viel Beifall gab es kürzlich bei einem Parteitag - in allen möglichen Formen, wie der aufmerksamen Beobachterin nicht entging. Die bunt gekleidete Frau mit den Locken etwa schien vor allem auf Frequenz der Handschläge zu setzen, während der blonde Mann im maßgeschneiderten Anzug mit seinen Händen weit ausholte. Der Applaus kam wohlgemerkt von den Parteimitgliedern, nicht von den Journalisten. Die sollen schließlich unvoreingenommen sein, lassen sich ihre Meinung also am besten nicht anmerken. Ein Schmunzeln - das kommt schon mal vor. Möglicherweise auch ein leichtes Kopfnicken. Manchmal ein Stirnrunzeln.

Nicht immer gelingt es, sich an solche Gepflogenheiten zu halten. Etwa an besagtem Parteitag. Jedes Mal, wenn einer der Redner pausierte, um den Applaus seiner Parteifreunde entgegen zu nehmen, huschte ein genervter Ausdruck über das Gesicht einer jungen Reporterin. Mit den vorgetragenen Inhalten hatte dieser meist herzlich wenig zu tun. Die Frau ärgerte sich vielmehr darüber, sich - wie gefühlt ständig - den falschen Platz ausgesucht zu haben. Nämlich direkt vor zwei enthusiastisch klatschenden Männern. Die offenbar vor allem auf Lautstärke setzten. Ohrenbetäubende Lautstärke. Für die Partei waren die Herren sicher eine Bereicherung. Von der Pressevertreterin in der Reihe vor ihnen gab es dafür keinen Applaus.