Quelle: Unbekannt

Von Petra Pauli

Es sind Ferien, aber ich habe alle Hände voll zu tun. Ob ich die Pflanzen gießen könnte, während sie im Urlaub ist?, fragte eine Nachbarin. Kann man schlecht ablehnen, ist ja nur für zwei Wochen. Da wusste ich noch nicht, dass sie in einem grünen Paradies lebt. Ich bekam Respekt vor meiner großen Aufgabe: Diese Blume liebt Licht, aber keine grelle Sonne. Vielleicht etwas abdecken? Aber nicht zu viel Schatten. Hier muss die Erde immer nass sein, jedoch nicht triefend, diese Pflanze mag es eher trocken. Und diese Gräser regelmäßig besprühen, bloß bitte nicht aufs Parkett tropfen! Ich bin jedes Mal nervös, wenn ich in die fremde Wohnung komme. Ist alles in Ordnung? Kritisch beäuge ich alle Blätter auf der Suche nach bräunlichen Stellen.

Wenigstens hat die Nachbarin keine Haustiere. Damit habe ich schlimme Erfahrungen: Dem Hamster einer Schulfreundin wollte ich Gutes tun, als er in den Ferien bei uns wohnte. Ich habe ihn draußen laufen lassen. Er muss wohl schon länger Fluchtgedanken gehabt haben, denn er ist in einem Mauseloch verschwunden. An einem Zipfel Fell konnte ich ihn herausziehen. Das Meerschweinchen von Bekannten hatte bei uns seltsame Schwindelanfälle und kippte ständig um, was sich der Tierarzt nicht erklären konnte. Aber: Alle haben überlebt. So viel Glück haben andere nicht. „Es gibt da ein Problem bezüglich des Hasen“, druckste der Onkel herum, der in Kindertagen den Hasen meines Mannes pflegen sollte. „Schwarzes Fell, Mittagssonne, war vielleicht etwas viel für ihn.“ In einer Radiosendung erzählte jetzt ein Mann von seinen Erlebnissen. Er sollte das Haus von Bekannten hüten und hat nach wenigen Tagen den Schlüssel stecken lassen. Von innen. Die Misere habe aber ihr Gutes gehabt: Seitdem fragt ihn keiner mehr, ob er mal die Fische füttern oder den Garten gießen könnte.