Quelle: Unbekannt

Von Melanie Braun

Wir haben uns längst daran gewöhnt, dass es in jedem größeren Dorf den Italiener um die Ecke gibt, dass kaum eine Stadt ohne ein griechisches Restaurant auskommt - und ohne Dönerbude schon mal gar nicht. Wer heute erzählt, er habe noch nie ein Thai-Curry gegessen, wird komisch angeschaut, und wer keinen Plan von Ente süß-sauer hat, als hinterwäldlerisch bezeichnet. Nicht ganz zu unrecht: Schwäbischer Kartoffelsalat, Spätzle und Maultaschen sind natürlich hervorragende lokale Köstlichkeiten, aber was wäre die kulinarische Welt hierzulande ohne Penne arrabiata, Yufka Döner oder Chop Suey?

Nun mag vietnamesisches, mexikanisches oder marokkanisches Essen vielleicht schon etwas für fortgeschrittenere Liebhaber der internationalen Küche sein, aber Hand aufs Herz: So ungewöhnlich sind Glasnudelsalat, Burritos oder Falafel auch nicht mehr, oder? Esslingen dürfte nicht die einzige Stadt ihrer Größenordnung sein, in der Lokale dieser Stilrichtungen ohne Probleme zu finden sind - selbst japanische Sushi-Bars, argentinische Steakhäuser oder Restaurants mit afrikanischen Spezialitäten sind vielerorts längst keine Exoten mehr. All das dank der Menschen, die einst aus der Ferne gekommen waren und die Genüsse ihrer Heimat jetzt mit den hier Lebenden teilen.

Gibt es angesichts dieser Vielfalt an fremden Gerichten, die schon in den heimischen Speiseplan integriert wurden, überhaupt noch Exotisches für den hiesigen Gaumen? Keine Sorge, wir hätten da noch einige Ideen. Wie wäre es zum Beispiel mit Fidschianisch? Es soll dort hervorragende Gerichte geben, die in Erdlöchern gegart werden und hier zum absoluten Hit werden könnten. Auch die bahamaische Küche mit vielen Meeresfrüchten würde sicher ihre Liebhaber finden - und allein schon die Frage, in welcher Tonalität die Spezialitäten der Insel Tonga angeboten werden, dürfte so manchen interessieren.

Nun, vielleicht nicht alle. Miesmacher gibt es überall. Auch hierzulande soll es so manche Leute geben, die gar nichts damit anfangen können, wenn sich Menschen aus fernen Ländern hier niederlassen - und dann auch noch mit ihren exquisiten Kreationen die Existenz des guten alten Schnitzels, des Sauerkrauts und der Bratwurst bedrohen. Fragt sich nur: Boykottieren diese Leute Pizza, Gyros und Tortilla? Halten sie sich fern von Spaghetti, Tzatziki und chinesischem Duftreis? Widerstehen sie wirklich duftendem indischen Curry, frischem arabischen Fladenbrot oder knusprigen Frühlingsrollen? Wir vermuten: Sie können die Finger nicht davon lassen und naschen heimlich italienisches Eis, türkische Baklava und vietnamesischen Kokosreis - alles andere käme uns Spanisch vor.