Quelle: Unbekannt

Von Roland Kurz

Egal, wo auf der Welt eine wichtige politische Entscheidung fällt oder sich eine Katastrophe ereignet, nahezu in der gleichen Minute lesen wir es auf einem Online-Portal. Das ist deren Sinn. Nebenbei überschütten die Nachrichten-Lieferanten uns User zudem mit Lebensweisheiten von Psychologen, Personal Trainern und Diätassistenten. Auch mit erotisch angehauchten Themen versuchen sie, ihre Leser neben die Anzeigen zu locken. Das populär gestrickte E-Mail-Portal der Telekom beherrscht den Spagat zwischen den immer wieder gern gelesenen Erdogan-Tiraden und der ultraheißen Show des Bikinigirls perfekt.

Politik-orientierte Seiten wie Spiegel online oder das Bezahl-Portal Blendle stürzen sich dagegen mit Vorliebe auf die von Stress geplagte Klientel. Sie sprechen damit erfolgreichen Managern ebenso aus der Seele wie den vielen kleinen, geplagten Angestellten: Endlich ein Artikel, der meine Nöte beschreibt, ein Psychologe oder Coach, der - im Gegensatz zu meinem Chef - sieht, wie ich mich abplage. Diese Lektüre baut in der Mittagspause mindestens so gut auf wie das Schnitzel in der Kantine.

Apropos Essen: „Backt doch mal kleinere Brötchen!“ fordert ein schlauer Berater seine vom Burn-out bedrohte Community auf. Der Anspruch, dass unsere Arbeit einen Sinn haben müsse, mache nur unglücklich. „Wir müssen nicht für unseren Beruf brennen“, heißt es da. Dem Autor darf man gratulieren: Er hat das prima hingekriegt, das mit dem Sinnlosen. Und ich höre jetzt lieber auf zu schreiben - bevor ich auf den gleichen Pfad gerate. Außerdem muss ich mir noch schnell die 20 besten Tipps vom Yoga-Trainer der Nationalelf reinziehen.