Quelle: Unbekannt

Von Patrick Kuolt

Es ist schon ein paar Jahre her. Da lief im Fernsehen die Übertragung eines Skilanglauf-Weltcups. Kraftvoll, geradezu spielerisch sah es aus, wie die Athleten selbst steilste Berge überwanden. Es war faszinierend. Plötzlich meldete sich eine innere Stimme: „Das könntest Du doch auch mal ausprobieren! Du hast Dir vorgenommen, im neuen Jahr mehr Sport zu machen! Außerdem schadet Deinem Bauch ein bisschen Bewegung sowieso nichts.“ Gemein. Aber irgendwie hatte sie ja recht. Zumindest versuchen konnte man es ja mal. Einen Tag später waren die Ski gekauft und es ging los auf die Schwäbische Alb. Mit Funktionsjacke, entsprechender Hose und allem drum und dran. Wenn, dann richtig. Eine kleine Runde mit vier oder fünf Kilometern musste doch zu schaffen sein. Nach etwa 100 Metern folgte allerdings der erste Rückschlag - ein Sturz. Aus irgendwelchen Gründen war ein Ski über den anderen gerutscht ...

Nun gut, Anfängerfehler, kein Grund, aufzugeben. Aufstehen, abputzen und weiter. Nach 250 Metern wiederholte sich die Geschichte allerdings. Vielleicht doch die falsche Sportart? „Streng Dich gefälligst an, Du hast viel Geld für die ganze Ausrüstung ausgegeben!“, meldete sich unvermittelt die innere Stimme wieder. Also weiter, wird schon besser werden. Irrtum. Wurde es nicht. Zweieinhalb Stunden und zehn weitere unangenehme Begegnungen mit dem kalten Boden später fragte ich mich, wann wohl der Parkplatz mit dem warmen Auto wieder auftauchen würde. Die Nachfrage bei einem mit Jeans, einer einfachen Winterjacke und Langlauf-Ski aus einer längst vergangenen Zeit ausgerüsteten, drahtig wirkenden Mann brachte Aufklärung: „Für die kleine Runde sind Sie falsch abgebogen. Sie sind auf der großen 13-Kilometer-Tour. Aber keine Sorge, der Parkplatz kommt bald. Dann können Sie die Runde noch einmal machen. Falls Ihnen das zu viel ist, können Sie natürlich auch aussteigen.“

Demütigung auf höchstem Niveau. Tatsächlich dauerte es noch eine Stunde und weitere drei Stürze, bis ich völlig entkräftet und desillusioniert die Heimreise antrat. Mit der inneren Stimme habe ich gebrochen. Aber immer, wenn es schneit, nehme ich mir vor, dem Langlaufen eine zweite Chance zu geben. Und immer wieder bin ich froh, wenn es taut und der Frühling kommt.