Quelle: Unbekannt

Von Elisabeth Maier

Sie sind eines der ganz großen Geheimnisse der Damenwelt - Handtaschen. In der Oper beneide ich stets die Frauen, die es schaffen, alles in ein kleines Stofftäschchen aus Glitzerstoff zu stopfen. Selbst im „kleinen Schwarzen“ habe ich meist meinen Rucksack dabei. Denn es gibt viel unterzubringen. Neben Lippenstift, Taschentüchern, Schlüsselbund, Geldbeutel, Handy und der leichten Lektüre für Bus und Bahn habe ich meist einen Schokoriegel, den Spiralblock, Schreibzeug und andere unverzichtbare Alltags-Accessoires dabei. Ganz zu schweigen von der Trinkflasche, dem Tablet für Gedankenblitze und der ausklappbaren Fahrradpumpe.

Wie beneide ich da meine Geschlechtsgenossinen mit ihren schicken Täschchen von Jil Sander oder Chloé. Wie schaffen die es bloß, ihr mobiles Büro in ein kleines, todschickes Etwas aus Leder oder Stoff zu packen? Oder liegt denen einfach mehr an ihrer Work-Life-Balance? Ich möchte meine kleinen Unverzichtbarkeiten jedenfalls nirgends missen.

Peinlich wird es manchmal beim Theaterbesuch. Neulich ermahnte mich der freundliche junge Mann vom Einlass, meinen Rucksack doch bitte in der Garderobe zu lassen. „Das ist mein Handgepäck“, entgegne ich entrüstet. Sein Verweis auf Feuergassen und andere Vorschriften verhallt bei mir ungehört. Als weitere Damen mit großen Taschen Einlass ebenfalls begehren, gibt er sich geschlagen. Allerdings unter einer Bedingung: wir müssen die monströsen Objekte auf dem Schoß behalten.

Manchmal verliert man schon mal den Überblick. Wenn ich im Bus sitze und das Handy klingelt, geht erst mal die Suche los. Denn zwischen Zeitungsblättern und dem Programmheft vom letzten Theaterbesuch verliert sich das kleine Ding leicht. Garstige Blicke der anderen Fahrgäste wegen des aufdringlichen Klingeltons ignoriere ich beherzt. Auch das Parkticket schlüpft immer wieder gerne zwischen Bücherseiten. Das treibt im Parkhaus regelmäßig den Adrenalinspiegel hoch. „Gleich hab’ ich meinen Schlüssel“, beruhige ich auch die verwunderten Nachbarn, wenn ich abends an der Haustüre mal wieder seit fünf Minuten den Bund zwischen dem Schal und dem vergessenen Frühstücksapfel in den Tiefen des Beutels wühle. Mit einer Handtasche in der richtigen Größe bleibt der Alltag einfach spannend.