Quelle: Unbekannt

Von Fabian Schmidt

Cynara cardunculus. Wie, Sie wissen nicht, was das ist? Macht nix, ich kannte auch das Synonym Cynara scolymus nicht, und auch das Gemüse, das sich hinter diesem lateinischen Namen verbirgt, ist mir in drei Jahrzehnten noch nicht im blühenden Zustand unter die Augen gekommen. Bis ein paar Exemplare der Artischockenblüte jüngst im Supermarkt in voller Pracht erstrahlten. Das traf sich super, denn so konnte das Gastgeschenk für eine Kollegin optisch aufgehübscht werden.

Stolz ob dieses einzigartigen Mitbringsels verlief die Übergabe dementsprechend erwartungsfroh in Bezug auf die Reaktion der Gastgeberin. Sie freute sich - aber nicht überschwänglich. Offenbar kannte sie Cynara cardunculus bereits. Aber es kam noch „schlimmer“. Eine andere Kollegin war kurz zuvor eingetroffen und hatte, na klar, eine Artischockenblüte mitgebracht. Scheinbar ist sie doch nicht so einzigartig, wohl nur für mich ein botanisches Mysterium. Ein bisschen Hoffnung bestand jedoch weiterhin, dass dies ein absolut verrückter Zufall und Cardunculus trotzdem eine Seltenheit ist.

Diese starb am Folgetag: Beim Schlendern über den Umbrisch-Provenzalischen Markt in Tübingen versank einer der Stände in einem, na klar, Artischockenblüten-Meer. Die etwa 300 bis 500 Cardunculi (so heißt der Plural bestimmt) wirkten wie ein riesiger Zeigefinger auf meine botanische Ignoranz. Eine der Blüten steht nun auf dem Esszimmertisch - und wenn ein Gast mal fragen sollte, was das denn ist, dann werde ich mit einem Seufzer den Kopf schütteln und fragen: „Wie, Du kennst Cardunculus nicht?“