Quelle: Unbekannt

Von Klaus Harter

Es war einmal nach einem Fußballspiel in Stuttgart . . . Da standen viele, viele Fahrgäste am Bahnsteig der Haltestelle Neckarpark und applaudieren, als der Zug einfuhr. Das war schon an der Grenze zu stehenden Ovationen - und es ist keineswegs ein Märchen, auch wenn der Bahn so etwas nicht oft widerfährt. Erneut gab es Beifall, als sich die Türen schlossen und die S-Bahn sich in Richtung Esslingen in Bewegung setzte. Das wiederum war eine bemerkenswerte Leistung der Fahrgäste. Sie standen in großen Teilen der Waggons nämlich so dicht gedrängt, dass sie eigentlich gar keinen Platz zum Klatschen hatten. Aber für die Bahn war ihnen kein Kraftakt zu groß.

Zugegeben, um den Grund des Beifalls zu erfahren, wäre eine Befragung notwendig gewesen. So stehen zwei mögliche Ursachen im Raum: Entweder die Fahrgäste klatschten aus Erleichterung - oder es war Häme. Letzteres ist in Erwägung zu ziehen, weil die S-Bahn ziemlich genau zehn Minuten nach der Abfahrtszeit einfuhr, die im Stadion auf der Anzeigetafel angezeigt war, und fünf Minuten vergingen, bis sie weiter fuhr. Der Bahnsteig war überfüllt, auch die Treppe, die hochführt. Der Zugführer hatte große Mühe, die Türen zu schließen, weil die Waggons gestopft voll waren und noch jede Menge Leute draußen standen.

Es ist schon gemein. Da gibt es einmal Applaus, aber die Bahn kann sich nicht darüber freuen. Normalerweise steigen Fahrgäste wortlos in die Züge ein. Kein Beifall, wenn sie pünktlich ist, die Zufriedenheit ist aber dennoch hoch.