Quelle: Unbekannt

Von Patrick Kuolt

Es gibt Dinge, die gehören zusammen. Die haben Tradition. Der VfB und Stuttgart zum Beispiel. Maultaschen und Schwaben. Mercedes-Benz und sein Stern. Verzeihen Sie bitte, dass hier nur Beispiele zu lesen sind, die einen schwäbischen Bezug haben. Man kann eben manchmal nicht aus seiner Haut . . .

Jedenfalls, eine weitere Tradition, und das ist diejenige, um die es hier gehen soll, ist das Kaufen des Weihnachtsbaums. Alle Jahre wieder. Man ist zu spät am Verkaufsstand, irgendwann kurz vor Weihnachten, die besten Bäume sind schon weg. Aber das ist egal, es ist nicht schlimm. Es muss sogar so sein, weil es immer so ist. Seit Jahrzehnten. Man findet am Ende trotzdem immer einen. Oft ist es nach einer halben Stunde Suche der erste, den man begutachtet hat. Manchmal ist er ein bisschen schräg oder struppig. Sagen wir, er hat Charme. Und man freut sich darauf, ihn am Tag vor Heiligabend mit der Familie aufzustellen und zu schmücken, den Klängen von Elvis lauschend die verhedderte Lichterkette zu befreien und aus dem krummen Besen eine strahlende Schönheit zu machen.

Nun gibt es allerdings Firmen, die uns das Leben leichter machen wollen. Firmen, die im Internet Weihnachtsbäume verkaufen zum Beispiel. Drei Größen hat der Kunde dort zur Auswahl. 130, 150 und 170 Zentimeter. Innerhalb von zwei bis drei Werktagen würden die Bäume direkt vor die Haustüre geliefert, heißt es. Sauber verpackt in einer speziellen Transportbox. Keine erfrorenen Füße, keine zerstochenen und harzigen Hände, kein Suchen, kein Schleppen mehr, verspricht der Online-Händler. Klingt komfortabel. Ist es vermutlich auch. Aber will man das wirklich? Genormte Größen, vermutlich auch genormte Optik, den Baum erst nach der Bestellung sehen? Kurze Antwort: Nein. Für so manchen ist das Angebot sicher eine Erleichterung im Vorweihnachtstrubel, aber ich will es nicht.

Bestellschluss ist beim Shop übrigens am 16. Dezember. Mehr als eine Woche vor Weihnachten. Lange, bevor ich mich traditionell aufmache, einen charaktervollen, weil meist nicht ganz perfekten, Baum zu kaufen und mich am Duft der Baumnadeln im Auto und am Harz an den Fingern zu erfreuen. Sie finden, das klingt nostalgisch, romantisch und kitschig? Soll es auch. Schließlich ist bald Weihnachten.