Quelle: Unbekannt

Von Melanie Braun

Die öffentliche Beschimpfung der Deutschen Bahn und inzwischen gerne auch der S-Bahn, also das Bahn-Bashing, gehört zum guten Ton. Wer kann nicht aus dem Effeff drei Verspätungsgeschichten samt ihrer dramatischen Folgen aus der jüngeren Vergangenheit zum Besten geben, eindrücklich die Qualen der letzten Bahnfahrt ohne funktionierende Klimaanlage ausschmücken oder Schlimmes vom miesepetrigen Schaffner erzählen, der es einem mal wieder so richtig reinwürgen wollte?

Dabei ist doch eigentlich alles nur halb so wild und die Bahn längst nicht so schlimm wie alle behaupten. Meistens passiert gar nichts Aufsehenerregendes auf Bahnfahrten. Oder? Das Spannendste in der vergangenen Woche war Folgendes: Eine S-Bahn von Stuttgart nach Esslingen ist ausgefallen. Punkt. Geschichte aus. Was soll man auch mehr dazu sagen: Weder der Grund für den Ausfall wurde mitgeteilt, noch gab es Informationen darüber, wie lange es dauern würde, bis die nächste Bahn kommt - also alles ganz normal. Langweilig.

Interessanter ist da schon die Story vom Interregio, der jüngst von Ravensburg nach Biberach fahren sollte. In Aulendorf stoppte der Zug, alle mussten aussteigen, weil wegen der starken Regenfälle die weitere Strecke unterspült worden und deshalb nicht mehr befahrbar war. Es herrschte großer Tumult: Viele musste noch weiter gen Norden, manche bis nach Stuttgart oder Frankfurt, und fragten sich verzweifelt, wie sie nun dorthin gelangen sollten. Bei der Bahn versuchte man natürlich, die Menschen zu beruhigen und ihnen so gut wie möglich zu helfen - und zwar mit folgender Durchsage: „Dieser Zug endet hier und fährt zurück nach Ravensburg. Einen schönen Abend noch!“ Also bitte: Wer kann der Bahn bei so viel Freundlichkeit denn böse sein?