Quelle: Unbekannt

Von Dagmar Weinberg

Befragt man das weltweite Netz über die Schwaben, entdeckt man schnell die altbekannten Klischees: Sie seien geizig, pingelig (man denke nur an die Kehrwoche), rechthaberisch und auch noch ziemlich mundfaul. Wenn sie diesen dann aber doch mal aufmachen, kämen gar sonderbare Laute heraus. Und korrektes Deutsch könnten die Schwaben schon gar nicht - was sie mit ihrem Wahlspruch „Wir können alles außer Hochdeutsch“ immerhin selbstkritisch einräumen. Diese Internet-Beiträge können nur von Reig’schmeckten stammen. Also von jener vorlauten und geschwätzigen Spezies, die sich darüber mokiert, wenn ihre Freunde davon schwärmen, dass es den besten Schoklad nun mal in einer Manufaktur auf d’r Alb gibt, oder die den Duden schwingt, wenn sie von eben jenen Freunden beim gemeinsamen Essen gebeten wird, doch mal das Teller oder den Butter herüberzureichen.

Dass die Schwaben komisch schwätzen sei Unsinn, sagt zumindest Wolf-Henning Petershagen. Der promovierte Kulturwissenschaftler muss es wissen. Denn er hat zahlreiche Bücher über die Mundart geschrieben. Und darin bescheinigt er seinen Landsleuten, dass sie - im Gegensatz zu den reig’schmeckten Besserwissern - zum Beispiel einen nachgerade virtuosen Umgang mit den Modalverben pflegen. So schafft es etwa der Textilhändler seine Kundin, die gerade ein hübsches Sommerblüsle bei ihm erstanden hat, zielgerichtet zu lenken. Mit der Frage konfrontiert „solle’s eipacke oder derfe’s Ehne au so gebe?“ weiß die Dame sofort, dass „I nemm’s au so“ die einzig adäquate Antwort ist. So erweist sich der Händler als guter Schwabe mit Weitblick. Denn er hat nicht nur sich das Geld für eine Plastiktüte gespart, sondern der Umwelt ein weiteres Stück Verpackungsmüll erspart.

Auch das Teller oder der Butter sei kein schlechtes oder gar falsches Deutsch, sagt der Kulturwissenschaftler. Vielmehr zeuge die schwäbische Mundart von einer gewissen Eigenständigkeit und Exklusivität, durch die man sich vom sprachlichen Einheitsbrei abhebt. Und nur so kann man in der globalen Welt bestehen.

Also, liebe Einheimische: Alles im Butter.