Daniela Hemminger-Narr, Sidonie Conzelmann und Gottfried Clauss (von links) sehen die Dauerbaustelle in der Wäldenbronner Straße mit gemischten Gefühlen, doch von den Neubauten erhoffen sie sich Rückenwind. Foto: Bulgrin Quelle: Unbekannt

Von Alexander Maier

Einzelhändler und Dienstleister sorgen im Esslinger Norden für ein vielfältiges Angebot - selbst aus den umliegenden Stadtteilen kommen viele dorthin, um ihren täglichen Bedarf zu decken. „Was wir zu bieten haben, wird man anderswo so rasch nicht wieder finden“, sagt die Apothekerin Daniela Hemminger-Narr, die als Stadträtin in Esslingen herumkommt. Dass der Stadtteil mit einer gewachsenen und differenzierten Struktur aufwarten kann, liegt nicht nur an den einzelnen Firmeninhabern, sondern auch am Gemeinsinn, der die dortige Geschäftswelt auszeichnet. Unter dem Dach der Initiative „Vielfalt in Hohenkreuz“ arbeitet man zusammen, um den Standort voranzubringen.

Die Anfänge reichen mehr als ein Vierteljahrhundert zurück. Vor 26 Jahren hatten sich Firmen aus dem Esslinger Norden in der Werbegemeinschaft „Shopping in Hohenkreuz“ zusammengefunden, die mit ihren mehr als 20 Mitgliedern nicht nur die Belange der örtlichen Geschäftswelt nach außen vertrat, sondern auch durch originelle Aktionen die Attraktivität des Standorts in den Fokus rückte. „Weil sich neben Einzelhändlern zunehmend Handwerker und Dienstleister für eine Mitarbeit interessierten, haben wir überlegt, uns neu aufzustellen“, berichtet Gottfried Clauss, der ein Einzelhandelsgeschäft für Gartenbedarf betreibt. „Die Überschrift ‚Shopping’ fanden wir angesichts des immer breiteren Spektrums nicht mehr passend.“

Neuerdings nennt sich die Initiative „Vielfalt in Hohenkreuz“. Und Gottfried Clauss ist wie seine Mitstreiter überzeugt: „Das drückt unser Verständnis viel besser aus. So zeigen wir mit unserem Namen, dass die Vielfalt der Angebote vor Ort etwas Besonderes ist.“ Das neue Etikett kommt offenbar an: Inzwischen engagieren sich bereits mehr als 40 Geschäfte, Banken, Dienstleister, Handwerker, Ärzte, Physiotherapiepraxen und Künstler aus dem Esslinger Norden in der Initiative - das Spektrum der Mitglieder ist so vielfältig wie die dortige Geschäftswelt.

„Wir wollen potenziellen Kunden zeigen, was es im Stadtteil alles gibt und dass man für die meisten Anliegen nicht erst weit fahren muss“, betont Sidonie Conzelmann, die mit ihrem Ehemann Uwe zwei Bäckereien in Hohenkreuz betreibt. „So profitieren die Verbraucher und wir gleichermaßen.“ Weil die Mitglieder der Initiative überzeugt sind, dass sie gemeinsam noch stärker sein können, spielt Konkurrenz keine Rolle. „Andere Gemeinschaften lassen nur ein Unternehmen aus jeder Branche zu - wir freuen uns über jeden“, versichert Sidonie Conzelmann. Und Daniela Hemminger-Narr ergänzt: „Dieser Sinn für das Miteinander zeichnet unseren Stadtteil aus. Der Esslinger Norden ist familienfreundlich, lebenswert, vielfältig und nachhaltig. Diesen Zielen fühlen auch wir uns verpflichtet.“

Natürlich ist nicht immer alles eitel Freude. Derzeit stöhnen viele der dortigen Geschäfte über die Dauerbaustelle in der Wäldenbronner Straße, wo zahlreiche neue Wohnungen und ein Supermarkt entstehen. „Die Baustelle macht uns schwer zu schaffen“, berichtet Roswitha Bayer, die gegenüber ein Blumengeschäft betreibt und die Probleme der dortigen Anlieger auf den Punkt bringt. „Für viele Kunden bringt sie Beschwernisse, und die Parkmöglichkeiten sind eingeschränkt. Das geht auf Kosten der Attraktivität.“ Doch Sidonie Conzelmann denkt bereits weiter: „Das Bauprojekt ist eine Chance für den Stadtteil. Die künftigen Bewohner sind unsere Kunden von morgen. Jetzt müssen wir die Bauzeit überstehen, dann können wir davon profitieren.“ Besonderes Augenmerk legen die dortigen Geschäftsleute auf das Parkplatzangebot in der Wäldenbronner Straße. „Jeder Parkplatz, der hier wegfällt, tut uns weh“, betont Daniela Hemminger-Narr. „Wir brauchen so viele Stellplätze wie möglich, um für die Zukunft gerüstet zu sein. Gerade für ältere Menschen ist es ganz wichtig, möglichst nah bei den Geschäften parken zu können.“ Das sieht auch Roswitha Bayer so: „Wenn man an einem Standort die nötigen Parkplätze findet und dann möglichst vieles auf einmal erledigen kann, kommt man gerne wieder.“

Solche grundsätzlichen Anliegen möchte die Initiative „Vielfalt in Hohenkreuz“ künftig noch intensiver vertreten und so die Attraktivität des Stadtteils weiter steigern. „Je mehr Mitglieder wir bei ‚Vielfalt in Hohenkreuz’ haben, desto engagierter können wir arbeiten“, sagt Gottfried Clauss. „Wir sind auf einem sehr guten Weg.“