Quelle: Unbekannt

Von Melanie Braun

Es ist nicht nur die Lage am Berg, die den Stadtteil Hegensberg - Liebersbronn - Kimmichsweiler/Oberhof zu etwas Besonderem macht. Es ist vor allem die gut funktionierende Gemeinschaft, die diesen Ortsteil ausmacht, da sind sich Bernd Ziegler und Michael Palmert vom Vorstand des örtlichen Bürgerausschusses einig. Diese kommt nicht nur bei heiteren Anlässen wie etwa der Planung von Festen zum Tragen, sondern auch in schwierigeren Situationen. Das zeigt sich aktuell an der überaus engagierten Betreuung der 90 Flüchtlinge, die im Februar auf den Berg kamen.

Innerhalb kürzester Zeit haben Dutzende Bewohner des Stadtteils ein Programm für die Neuankömmlinge auf die Beine gestellt, das sich sehen lässt. So laufen derzeit allein 15 Deutschkurse, die allesamt ehrenamtlich geleitet werden - und die heiß begehrt sind. „Es ist für die Flüchtlinge das Wichtigste, Deutsch zu lernen“, erklärt Volkart Diehl, der die Angebote der Ehrenamtlichen koordiniert. Aber auch die zahlreichen anderen Aktionen, die von 15 eigens dafür gegründeten Gruppen organisiert werden, seien gefragt.

Begegnungscafé als Anlaufstelle

Etwa das Begegnungscafé, das immer montags von 15 bis 17 Uhr im Waldheim stattfindet. Dieses ist nicht nur als zwangloser Treff für Neuankömmlinge und Einheimische angelegt, sondern auch als zentrale Anlaufstelle für die Flüchtlinge gedacht. Denn hier werden unter anderem aktuelle Informationen bekannt gegeben, etwa über neue Angebote für die Flüchtlinge oder Änderungen im Programm. Abgesehen davon backen Freiwillige stets um die zehn Kuchen für diesen Kaffeetreff, an dem neben Bürgern des Stadtteils regelmäßig etwa 40 Flüchtlinge teilnehmen.

Eine andere Gruppe Ehrenamtlicher kümmert sich darum, die Asylbewerber im Alltag zu begleiten, etwa zu Arztbesuchen oder Behördengängen. Spaziergänge durch die Nachbarschaft organisiert derweil die sogenannte Umgebungserkundungs-Gruppe, zudem hat sich jüngst eine AG gebildet, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, alte Fahrräder für die Flüchtlinge auf Vordermann zu bringen.

Eine wichtige Einrichtung sei zudem die Kleiderkammer, sagt Volkart Diehl. Hier werden freitagnachmittags von 16 bis 18 Uhr Kleider ausgegeben und samstags zwischen 10 und 11 Uhr Kleiderspenden angenommen. Derzeit würden vor allem Sommer- und Sportkleidung gebraucht, sagt Diehl - eine Grundausstattung mit Alltagskleidung hätten die meisten Flüchtlinge inzwischen.

Auch für Freizeitangebote sorgen die Bewohner des Stadtteils. So gibt es eine Sportgruppe, die Angebote mit den örtlichen Sportvereinen koordiniert, etwa Handball, Tischtennis oder Tennis. Auch ein Lauftreff sei bereits eingerichtet worden.

Zudem findet zwei Mal in der Woche ein Spieletreff statt. Durch das gemeinsame Spielen wolle man die aktive Beschäftigung der Flüchtlinge fördern, erklären die Organisatoren. Gleichzeitig werde dadurch das Kontaktknüpfen erleichtert, die Neuankömmlinge könnten Deutsch üben und alle Beteiligten könnten lernen, die unterschiedlichen Kulturen besser zu verstehen. Dabei geht es nicht nur um Gesellschaftsspiele, auch Geländespiele in der näheren Umgebung werden angeboten. Wer Spiele spenden möchte, kann dies ebenfalls samstags zwischen 10 und 11 Uhr tun.

Kreative Aktivitäten bietet die Gruppe Kunst, Kultur, Werkstatt an. Hier freut man sich über die Bereicherung durch kulturelle Einflüsse von den Menschen aus der Fremde: Gemeinsam wird musiziert, getanzt, Theater gespielt, fotografiert oder handwerklich gearbeitet. Auch gemeinsame Besuche von Kulturveranstaltungen stehen auf dem Programm.

Gemeinsam einkaufen und kochen

Um Esskultur hingegen geht es bei der Kochgruppe, die sich alle zwei Wochen mit einer Kleingruppe Flüchtlinge im evangelischen Gemeindehaus trifft. Dann wird ein gemeinsames Essen geplant, man kauft zusammen ein, kocht und isst dann gemeinsam.

Aber auch bei strukturellen Fragen wollen die Bewohner von Hegensberg-Liebersbronn ihre neuen Mitbürger nicht im Regen stehen lassen. Deshalb hilft die Gruppe Hochschule bei Fragen rund um ein Studium in Deutschland, andere Ehrenamtliche haben sich die Vermittlung in Praktika, Ausbildungen und Jobs auf die Fahnen geschrieben. Zudem entwickelt das Team Finanzen Ideen und Aktionen, um Geld für das Projekt „Hilfe auf dem Berg“ zusammen zu bekommen.

Ebenfalls nicht unwichtig dürften die Fest-Organisatoren sein, die bereits eine größere Aktion auf der Agenda haben: Am kommenden Samstag ist ein Begegnungsfest im Waldheim geplant. Losgehen soll es bereits am Nachmittag, aber man will bis in den Abend hinein gemeinsam feiern.

Dieses umfassende Engagement ist allerdings erst der Anfang: Man übt quasi für den großen Wurf. Die 90 Flüchtlinge sind zwar nur bis zum Sommer hier, weil dann das Waldheim für die Ferienfreizeiten genutzt wird. Doch für den Herbst ist die Ankunft von 300 neuen Flüchtlingen angekündigt, die auf dem Vereinsgelände des CVJM unterkommen sollen. „Was wir jetzt lernen, wissen wir dann schon“, freut sich Volkart Diehl.

Wer die Initiative unterstützen will, findet weitere Infos unter www.hilfe-auf-dem-berg.de