Quelle: Unbekannt

Von Christian Dörmann

Wer seine täglichen Einkäufe erledigt, tut dies am liebsten in vertrauter Umgebung. In St. Bernhardt - Kennenburg - Wiflingshausen ist der Schlecht Markt an der Rotenackerstraße sozusagen alternativlos, sofern man sich in den Grenzen des Stadtteils bewegt. Also führt an Inhaberin Ulrike Rauscher und ihrem Team kaum ein Weg vorbei, zumal „der Schlecht“ mehr ist, als nur ein Lebensmittler um die Ecke, wo man mal eben seine Besorgungen erledigt. Der Markt ist Treffpunkt, Informationsbörse, und viele Kunden schätzen die persönliche Atmosphäre.

Große Rundumerneuerung

Das hängt natürlich auch mit Ulrike Rauscher zusammen, die dem Bürgerausschuss als Kassenwartin angehört, und die das Geschäft 1986 übernommen hat. Schon seit 1949 befindet es sich in der Hand der Familie. Rauscher hat die Ladenfläche auf 450 Quadratmeter vergrößert und in diesem Sommer steht eine große Rundumerneuerung an.

Da liegt die Vermutung nahe, dass sie auf die Konkurrenz im nahen Hohenkreuz reagiert, wo das ansässige Lebensmitttelgeschäft in deutlich größere Räume umziehen wird. Ulrike Rauscher hingegen spricht von Zufall und verweist, was die Konkurrenz angeht, auf ihre treue Kundschaft im Stadtteil und auf viele Menschen, die auch weitere Wege in Kauf nehmen, um sich etwa in der hauseigenen Konditorei mit besonderen Spezialitäten zu versorgen. An diesem Geschäftszweig hängt Rauscher ganz besonders und wer will, kann sich bei ihr in Kursen in die Geheimnisse der Backkunst einweihen lassen.

Dass es im Stadtteil keine Apotheke und keine Bank gibt, und dass nicht wenige Bewohner einen Drogeriemarkt vermissen, ist für den Bürgerausschussvorsitzenden Karl-Heinz Thiel kein Beinbruch. „Was man so zum Leben braucht, ist da“, sagt er, aber mehr könne man natürlich immer wollen.

Dabei denkt Karl-Heinz Thiel schon an die Zeit, wenn die Hochschule eines Tages von der Flandernhöhe verschwunden sein wird und dort stattdessen bis zu 1000 Menschen in einem neuen Wohngebiet leben. „Ich hoffe, es werden rechtzeitig die nötigen Strukturen dafür geschaffen - es geht um Ärzte, Kindergartenplätze oder um Angebote für Jugendliche, wenn erst einmal das Vier Peh weg ist“, unterstreicht Thiel.

Aber bis dahin vergeht noch geraume Zeit und Ulrike Rauscher sichert mit ihrem Markt auch für viele ältere Menschen im Stadtteil die Nahversorgung. Freitags werden Lebensmittel sogar in Kennenburg ausgeliefert. „Dabei kommt zwar nichts rüber, aber wir machen es gern, weil man nie weiß, wann man es selbst einmal braucht“, sagt Ulrike Rauscher. Schon früher war ihr Vater im Stadtteil unterwegs, hat zum Beispiel in Wiflingshausen Tante-Emma-Läden beliefert oder direkt an der Haustür verkauft.

Einladung in die Backstube

„Viele Ältere sagen zu mir, machen Sie bloß nicht zu“, erzählt die Chefin vom Schlecht Markt und empfindet dies auch als ein Kompliment, weil ihre persönliche Art, auf die Kunden zuzugehen, offenbar ankommt. Manchmal lädt sie schon einmal Frauen in ihre Backstube ein und viele Kundinnen und Kunden kennt sie mit Namen. Aber nicht nur sie, sondern auch ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pflegen den persönlichen Umgang. „Man kennt sich und redet miteinander“, bestätigt Karl-Heinz Thiel, der „beim Schlecht“ zur Stammkundschaft gehört. In der Hand trägt er eine Stofftasche, auf die er lächelnd deutet und sagt: „Ich habe da noch ein paar Aufträge von meiner Frau.“

In der Serie „Nahversorgung in den Stadtteilen“ gehen wir der Frage nach, wie es in den zwölf Esslinger Bürgerausschuss-Bezirken um die Einkaufsmöglichkeiten bestellt ist. Am 27. April wird die Situation im Stadtteil Hegensberg - Liebersbronn - Kimmichsweiler beleuchtet.