Heike Rich vermisst ausreichend Parkplätze im Lammgartenzentrum. Quelle: Unbekannt

Esslingens zweitgrößter Stadtteil hat viele Gegensätze - stark befahrene Straßen, viele Autos und daneben beschauliche, ruhige Ecken mit viel Grün und schönen Vorgärten. Neben der Idylle von Streuobstwiesen findet man hier an vielen Stellen das hektische Treiben einer großen Stadt, aber auch die Vorzüge einer guten Nahversorgung mit Ärzten, Einkaufsgelegenheiten und dem Krankenhaus. Wie erleben die Bewohner ihren Stadtteil? „Wohnen Sie gern hier? Was gefällt Ihnen an Oberesslingen? Was ärgert Sie, was fehlt und was könnte man verbessern?“ wollte EZ-Mitarbeiterin Gerlinde Ehehalt (Text und Fotos) wissen.

Annette Killmann (51), Erzieherin, und Laura Killmann (18), Schülerin: Wir leben sehr gern hier, sind seit 20 Jahren in Oberesslingen. Die Verkehrsanbindung ist super, man kommt schnell überall hin. Und zum Stadtzentrum ist es nur ein Katzensprung. Auch sportlich kann man sich gut betätigen, zum Beispiel oben in den Streuobstwiesen. Von dort aus hat man einen hübschen Blick bis nach Esslingen und nach Ostfildern. Die Einkaufsmöglichkeiten sind sehr gut hier und wir haben viele Ärzte vor Ort. Die Lärmbelästigung hält sich für eine Stadt in Grenzen. Nur die Krankenhausfahrzeuge sind etwas laut.

Elena Koutoutzidou (25), medizinische Fachangestellte: Ich wohne nicht lange hier, mein Leben bewegt sich zwischen Arbeit und Zuhause und so habe ich noch nicht viel mitbekommen. Außer dass es in diesem Stadtteil sehr laut ist durch die Krankenwagen und Polizeiautos. Um den Lammgarten herum ist es unruhig und gefährlich.

Sylvia Lachmann (62), Rentnerin: Seit über 20 Jahren lebe ich in Oberesslingen und finde es sehr schön hier. Die Nahversorgung ist gut und die Verkehrsanbindung optimal. Hier hat man alles vor Ort, was man braucht und lebt trotz des städtischen Umfelds beschaulich. Da viele Straßen verkehrsberuhigt sind, ist der Straßenlärm erträglich. Vor allem abends haben wir es ruhig. Im Stadtteil sind viele Kindergärten, alle Schulen - von der Grundschule bis zum Gymnasium, einem Ärztezentrum und einer guten Versorgung mit dem öffentlichen Nahverkehr ist alles da. Das kommt vor allem älteren Menschen entgegen. Der einzige Nachteil für die Anwohner am Lammgarten sind die Probleme mit den Betrunkenen. Ein paar zusätzliche Parkplätze könnten wir auch noch haben.

Laura Weber (25), Trainee im Personalbereich: Was ich bisher mitbekommen habe, gefällt mir sehr gut. Allerdings wohne ich erst ein paar Monate hier. Es ist ländlich, idyllisch und trotzdem stadtnah und belebt. Eine total gute Mischung. Ich jogge gern ans Jägerhaus hoch. Dort ist es wunderschön. Die Möglichkeiten für Zugezogene sind super in diesem Stadtteil. Bemängeln muss ich die S-Bahn-Anbindung, die Züge fallen öfter aus. Das wäre verbesserungswürdig.

Michaela Fuchs (42), Floristin: Wir wohnen zum Glück in der Brandenburger Straße, die nicht so stark befahren ist wie viele andere hier in Oberesslingen. In der Schorndorfer Straße ist jeden Morgen Stau. Doch auch mit unserer Ruhe wird es bald vorbei sein, wenn das geplante neue Wohngebiet in den Obstwiesen bei der Kreuzstraße realisiert ist. Das bringt viele neue Autos in den Stadtteil und die Parkplatznot vergrößert sich. Außerdem fällt durch die Bebauung eine wichtige Frischluftschneise weg. In Zeiten der Feinstaubdiskussion sollte die Stadt keine Bauvorhaben auf den letzten Grünflächen genehmigen sondern lieber leer stehende Gebäude renovieren. Sonst haben wir bald Luftverhältnisse wie im Stuttgarter Kessel.

Ernst Cnossen (63), Bäckermeister: Seit Oberesslingen nicht mehr selbstständig ist, hat sich viel verändert. Früher hatten wir viele Streuobstwiesen ringsumher, eine eigene Mosterei und die Brauerei Kemmler sowie als größten Arbeitgeber die Ziegelei. Es gab fünf bis sechs Bäckereien, vier Metzger, Gemüseverkauf und den „Betza-Karle“, der mit seinem Ochsen und einem Leiterwagen durch die Schorndorfer Straße fuhr und den Autoverkehr behinderte. Oberesslingen gilt heute als eine bevorzugte Wohngegend mit guter Nahversorgung und Verkehrsanbindung. Hier bekommt man alles - bis auf Briefmarken, denn es gibt schon lange keine Post mehr im Stadtteil. Das war früher der Dreh- und Angelpunkt des Ortes.

Heidrun Müller (50), Einzelhandelskauffrau: Ich wohne sehr gern in Oberesslingen, Man bekommt alles vor Ort, obwohl viele kleine Läden schließen mussten. An meine Kinderzeit in der Breslauer Straße denke ich sehr gern zurück. Wir spielten Räuber und Gendarm in den Obstgärten. Das war damals ein kleines Paradies. Wer einmal hier gewohnt hat, zieht immer wieder her. So auch ich.

Harald Remensperger (60), Masseur und Naturblattmusiker: Seit 20 Jahren lebe ich im Stadtteil, doch bin ich bis jetzt kein Oberesslinger geworden. Das ist nicht einfach, es sei denn, man lebt hier schon in der dritten Generation. Mir gefällt jedoch, dass es nicht so hektisch zugeht wie in einer „wirklichen“ Großstadt. Der Erholungswert am Neckar ist sehr groß und ich genieße die gute Nahversorgung.

Bülent Akgül (40), Arbeiter, mit Mira: Wir leben seit sechs Jahren in Oberesslingen und es gefällt uns, nur nicht, dass die Leute am Lammgarten so viel Bier trinken, besoffen sind und laut werden. Manchmal sind es bis zu 15 bis 20 Personen, die hier für Unruhe sorgen, ihr Geschäft an den Büschen verrichten und rumschreien. Die Stadt kümmert sich nicht darum. Wir Anwohner wünschen uns mehr Kontrollen.

Ulrike Autenrieth (67), Rentnerin: Seit 40 Jahren wohne ich hier und bin sehr glücklich in Oberesslingen. Der Ringelweg ist verkehrsberuhigt. Man ist hier schnell an der S-Bahn, im Stadtzentrum oder im Grünen, hat Ärzte und gute Einkaufsmöglichkeiten. Ich wollte nirgends anders wohnen.

Bärbel Finzelberg (57), Bürokauffrau: Ich bin hier aufgewachsen und vor einiger Zeit wieder zurückgezogen. Hier kann man sehr gut leben, alles zu Fuß oder per Fahrrad erreichen. Vom Bäcker, Metzger, einigen Lebensmittelläden, vielen Ärzten, Kindergärten, Schulen haben wir alles am Ort. Sogar das Krankenhaus. Man ist gleich am Neckar und in den Obstwiesen oder im Stadtzentrum. Die Anbindung mit Bussen und S-Bahn ist ebenfalls ein positiver Aspekt. Ich kann also gar nichts Negatives sagen und bin rundum zufrieden mit der Wohnqualität.