Die Teilnahme an den Olympischen Spielen in Peking war einer der Höhepunkte in Heiko Nosseks Nationalmannschaftskarriere.Archiv Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Sigor Paesler

Esslingen - Heiko Nosseks Karriere als Wasserball-Nationalspieler war lang, erfolgreich, aber nicht immer einfach. Vor einer Woche im Rahmen des Länderspiels gegen die Slowakei in Stuttgart (9:8) wurde der Kapitän und Co-Trainer des Bundesligisten SSV Esslingen offiziell verabschiedet - allerdings nicht gerade pompös. Der ehemalige Profi, der in drei europäischen Ligen Torschützenkönig wurde, zieht eine gemischte Bilanz seiner insgesamt 307 Einsätze für das DSV-Team. Heiko Nossek über . . .

. . . sein erstes Länderspiel: Es war in der Qualifikation zur Europameisterschaft 2001 gegen Rumänien, ich war 19 Jahre alt und wir haben gewonnen. Das war natürlich etwas Außergewöhnliches und ich hatte ein Ziel erreicht, das ich mir als Jugendnationalspieler gesteckt hatte. Nach der verpassten Olympia-Qualifikation 2000 wurde damals ein kompletter Schnitt gemacht und es wurden Spieler wie Tim Wollthan, Tobias Kreuzmann und ich eingeladen und in das Team eingebaut.

. . . sein schönstes Erlebnis mit der Nationalmannschaft: Da muss ich drei nennen: die zwei Teilnahmen bei Olympischen Spielen in Athen und Peking waren ein ganz besonderes Erlebnis und dann der 10:8-Sieg über Kroation zur Bronzemedaille in der Weltliga in Belgrad im Jahr 2005. Wir hatten das Spiel um Platz drei, direkt danach haben die Serben gegen Ungarn das Finale gespielt - das Freibad war mit 8000 Leuten voll und die ganzen serbischen Fans waren natürlich auf unserer Seite. Das war unsere einzige Medaille bei einem bedeutenden Turnier.

. . . die größte Enttäuschung: das war ganz am Ende meiner Nationalmannschaftskarriere: Da hieß es hopp oder top, ob wir es zu den Olympischen Spielen in Rio schaffen. Es war ein Himmelfahrtskommando. Wir hätten eigentlich eine gute Chance gehabt, aber im Vorfeld hat sich vieles nicht optimal entwickelt. Es hat nicht geflutscht - außer im letzten Spiel gegen Ungarn. Da hätte uns niemand zugetraut, dass wir nur mit 7:8 verlieren. Wir hätten allerdings einen Sieg gebraucht. Ich hatte das 8:8 mit einem Bogenball an die Latte in der Hand. Ich bin aber froh, dass ich verschossen und dieses Päckchen zu tragen habe und nicht ein junger Spieler, der die Zukunft vor sich hat. Ich halte das aus.

. . . Trainer Hagen Stamm: Er hat mich zur Nationalmannschaft gebracht, nach seiner Rückkehr habe ich dann aber nicht mehr unter ihm gespielt. Es gab Differenzen, nachdem ich im Jahr 2010 in Malta bei einer Sommerliga gespielt und dadurch bei der Nationalmannschaft eine Pause gemacht habe. Das hat er nicht verstanden und mir immer wieder vorgehalten. Ich habe damals dann drei Jahre lang nicht fürs Nationalteam gespielt. Leider haben wir das nie ganz ausgeräumt.

. . . Trainer Nebojsa Novoselac: Mit ihm hatte ich nicht die Probleme, die andere mit ihm hatten - weswegen er am Ende ja auch gehen musste. Seine serbische Schule mit der vollen Professionalität ist hier in Deutschland nicht durchsetzbar. Ich bin aber gut mit ihm klargekommen.

. . . Trainer Patrick Weissinger: Mit ihm habe ich vier Jahre lang in der Nationalmannschaft zusammengespielt. Er war Kapitän und ich war deutlich jünger. Daher gab es immer eine gewisse Distanz, die auch geblieben ist, als er mein Trainer zunächst in Esslingen und dann zuletzt für knapp ein Jahr bei der Nationalmannschaft war.

. . . die Zukunft der Nationalmannschaft: Die einzige Chance nach der erneut verpassten Olympiaqualifikation ist ein kompletter Neuanfang. Man sollte das Augenmerk nicht auf 2018 oder 2020, sondern eher auf 2024 legen und mit jungen Spielern und wenigen erfahrenen etwas aufbauen. Das sehe ich allerdings noch nicht: In Hagen Stamm ist wieder der alte Trainer da, die Mannschaft ist auch fast die gleiche. Eine Prognose ist schwierig, zumal sich andere Nationen weiterentwickeln.

. . . seine Zukunft beim SSV Esslingen: Ich entscheide von Jahr zu Jahr, ob ich weitermache - die kommende Saison spiele ich aber auf jeden Fall. Wer weiß, ob ich danach noch weiterhelfen kann oder ein Klotz am Bein bin (lacht). Ich würde mit dem SSV gerne nochmal eine Medaille in der Bundesliga gewinnen, das Potenzial ist vorhanden. Um Esslingen ist mir nicht bange.

. . . die Zeit nach seiner aktiven Karriere: Ich denke, dass ich dann nahtlos als Trainer weitermachen werde, zunächst wie jetzt schon beim SSVE als Co-Trainer - denn Chefcoach Bernd Berger macht das sehr gut und wir sind froh, dass wir ihn haben.