Marcel Rieger ist nur schwer zu stoppen: Der Wolfschlugener Spielmacher hat mit zwölf Treffern großen Anteil am Derbysieg gegen den TSV Zizishausen.Archiv Foto: Rudel Quelle: Unbekannt

Von Jan Geißler

Berkheim - Die Hallensprecherin holt kurz Luft, dann verkündet sie, worauf viele in der Berkheimer Schulsporthalle gehofft hatten: „Dritter Platz - Schwäbischer Turnerbund.“ Die vier Mädels der schwäbischen Auswahl - alle einheitlich in Schwarz und Blau gekleidet - recken die Arme in die Luft, winken und steigen auf das Podest. Die 15-jährige Berkheimerin Julia Plattenhardt ist eine von ihnen. „Bis auf die Leistung am Barren war es ganz okay“, bilanziert sie nüchtern.

Sie weiß genau, dass der Auftritt nicht an den des Vorjahres heranreicht, als sie sowohl die Mann-schafts- als auch die Einzelwertung gewonnen hat. Und trotzdem kann sie mit dem Ergebnis leben. Der Deutschland-Pokal - in diesem Jahr von ihrem Heimatverein TSV Berkheim veranstaltet - sei ja ohnehin nicht mehr als ein Test für den an-stehenden Wettkampftag in der 3. Bundesliga. „Nächste Woche zählt’s“, sagt Plattenhardt, wohlwissend, dass in der Stuttgarter Scharrena eine bessere Leistung gefragt sein wird.

„Das wird schon“, glaubt die mehrmalige deutsche Jugendmeisterin, die sich als positiv denkenden Menschen beschreibt. Druck versucht sie nicht zu sehr an sich heranzulassen. Überhaupt wirkt die Schülerin der Untertürkheimer Linden-Realschule, eine Eliteschule des Sports, sehr erwachsen für ihr Alter. Als wüsste sie genau, wohin es gehen soll und was dafür zu tun ist. Dabei war das beileibe nicht immer so.

Hinter Plattenhardt liegt eine außergewöhnliche Leidenszeit: Acht Bänderrisse - fünf links, drei rechts - machten ihr zu schaffen. „Damals habe ich den Spaß verloren. Jedes Mal musste ich wieder sechs Wochen pausieren“, erinnert sie sich zurück. Seit einigen Monaten ist sie verletzungsfrei, die Bänder sind stabiler geworden und auch die Freude am Turnen ist wieder zurückgekehrt.

Plattenhardt trainiert neunmal die Woche im Stuttgarter Kunst-Turn-Forum, dreimal davon sogar noch vor der Schule. Ohne die Eltern wäre das nicht möglich. „Mein Alltag ist schon sehr stressig und anstrengend, aber ich habe mich längst daran gewöhnt“, sagt Plattenhardt und ergänzt lächelnd: „Irgendwie bin ich sogar froh, so wird mir wenigstens nie langweilig. Und normalerweise passiert das ziemlich schnell.“ Bleibt doch einmal etwas Freizeit, dann geht sie gern ins Schwimmbad oder mit ihren Freunden in die Stadt.

Seit ihrem achten Lebensjahr trainiert sie in Stuttgart, angefangen hat sie bereits im Alter von viereinhalb. Während die beiden älteren Brüder im linken Teil der Berkheimer Halle Fußball spielten, bevorzugte die kleine Julia Turnmatte, Balken & Co. auf der anderen Seite.

Die Mischung aus Kraft, Körperbeherrschung und Kondition macht Turnen für die Berkheimerin zu etwas ganz Besonderem. Die Tatsache, dass neben dem Talent auch der Trainingsfleiß eine nicht unbedeutende Rolle spielt, motiviere die 15-Jährige täglich von Neuem. „Jeden Morgen nehme mir vor, mich zu verbessern. Mich treibt das an“, sagt Plattenhardt, „nur so kann ich auch irgendwann meine Ziele erreichen.“

Zu diesen zählt sie die Heim-Weltmeisterschaft 2019 in Stuttgart sowie die Olympischen Sommerspiele in Tokio ein Jahr später. Plattenhardt wäre dann 18 Jahre alt. „Eigentlich das perfekte Alter für eine Turnerin“, sagt sie selbstbewusst.

Deutschlandpokal der Turnerinnen 2016 in Berkheim

In Berkheim ging es nicht nur darum, die beste Ländermannschaft im Bereich des Deutschen Turnerbundes zu bestimmen, sondern auch darum, sich die Qualifikationsnorm für den Bundeskadertest zu holen.

In der Altersklasse 10 siegte das Team Nordrhein-Westfalen mit 197,50 Punkten vor dem Team des Schwäbischen Turnerbundes (STB) mit 189,45 Punkten und dem Badischen Turnerbund (188,15). Für den STB waren die Berkheimerinnen Emily Lay, Finnja Sinn und Emma Osswald und Shila Tandogan (SV Ostfildern) am Start. Emily Lay qualifizierte sich für den Bundeskadertest.

In der Altersklasse 11 siegte der Badische Turnerbund (216,15 Punkte). Platz zwei belegte der Niedersächsische Turnerbund (206,50) vor dem STB (203,25). Hier war Lona Häcker (TSV Berkheim) als Fünfte mit 70,95 Punkten die beste Turnerin des STB- Teams. Maike Halbisch wurde Achte mit 69,70 Zählern.

In der Altersklasse 12 gewann der Badische Turnerbund mit mehr als fünf Punkten Vorsprung vor dem Team Nordrhein-Westfalen (133,25). Den dritten Platz belegte der STB (132,50). Für den STB gingen Stella Neufeld, Amelie Berczes, beide vom TSV Berkheim, sowie Elisa Gräßler, Clarissa Metzer und Annika Kuhner vom SSV Ulm an die Geräte. Stella Neufeld wurde in der Einzelwertung Zweite (46,55).

Im letzten Durchgang des Deutschlandpokals belegte die Mannschaft des STB (143,05) um Julia Plattenhardt den dritten Platz. In der Einzelwertung wurde Plattenhardt Zehnte (47,90).