Von Dominic Berner

Ostfildern - Mit breitem Grinsen sitzt Mehrkämpfer Niklas Meier an dem hölzernen Esstisch seines Elternhauses. Meier hat allen Grund zur Freude, denn Ende Januar gewann der 17-Jährige von der LG Filder bei den deutschen Hallen-Mehrkampfmeisterschaften in der Altersklasse U18 mit 4918 Punkten Gold im Siebenkampf. Er wirkt erleichtert.

„Ich wollte zeigen, dass ich noch präsent bin“, sagt der Leichtathlet und zeigt damit, wie wichtig dieser Sieg doch war. Im vergangenen Jahr habe er nicht gut abgeschnitten, weil dem eigentlichen Zehnkämpfer Trainingspartner und daher auch die Motivation fehlten. Doch jetzt ist der 17-Jährige wieder voll fokussiert und hat sich für die kommende Saison im Freien viel vorgenommen.

An sechs Tagen in der Woche trainiert Meier, um die zehn Disziplinen zu beherrschen. Dafür fährt der frischgebackene Hallen-Meister sogar nach Ulm in das Training des D-Kaders, wo er mit deutschen Zehnkampfgrößen wie Arthur Abele oder Christoph Hallmann trainiert. Außerdem hatte er schon einige Einheiten in Uhingen bei Stabhochspringer Richard Spiegelburg, dem Bruder von EM-Silbermedaillengewinnerin Silke Spiegelburg. „Ich trainiere in der Regel zwei Disziplinen am Tag. Mittwochs machen wir zum Beispiel Kugelstoßen und Sprünge“, sagt Meier. Bei der Frage, in welchen Disziplinen seine Stärken und Schwächen liegen, rümpft der Leichtathlet die Nase: „Ich mag die 1500 Meter nicht, aber Hürdenlauf und Hochsprung sind meine Lieblingsdisziplinen.“

Meier träumt von der Qualifikation zur U-18-WM in Nairobi (Kenia) im Juli: „Das wird natürlich schwer, aber das kann man schon schaffen, wenn man sich Mühe gibt.“ Um sich zu qualifizieren fehlen dem Zehnkämpfer noch 200 Punkte. Meier weiß jedoch, wo er ansetzen muss: „Wenn ich bei den Wurfdisziplinen mehr heraushole, kann ich es schaffen.“ 2017 finden in Nairobi die letzten U-18-Weltmeisterschaften statt - eine große Motivation für Meier. Mit der Teilnahme an der WM würde der 17-Jährige in den Bundeskader aufsteigen, was ein wichtiger Schritt Richtung Profisport wäre.

Eine Karriere als Profisportler könnte er sich sehr gut vorstellen. Der Mehrkämpfer macht sich viele Gedanken über seine Zukunft und will seine schulische Ausbildung nicht vernachlässigen. „Das muss man ja als Leichtathlet“, sagt er. Meier besucht das Wirtschaftsgymnasium Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule in Stuttgart. In speziellen Klassen werden hier Leistungssportler gefördert, die Schwierigkeiten haben in allgemeinbildenden Gymnasien Schule und Sport unter einen Hut zu bekommen: „Ich habe von der Schule ein Tablet bekommen, mit dem ich alles nachholen muss, was ich verpasst habe “, meint Meier. „Die Schule ist sehr tolerant, was Fehlzeiten wegen des Sports betrifft.“

Durch den hohen zeitlichen Aufwand, den der Zehnkampf voraussetzt, muss der 17-Jährige auch ein paar Abstriche in der Freizeit machen: „Wenn meine Freunde am Freitagabend ausgehen, sage ich häufig ab. Nach dem Training bin ich immer sehr schlapp und habe dann keine Lust mehr.“ Gut nur, dass er viele Freunde über den Sport kennengelernt hat und im Training und bei Wettkämpfen regelmäßig trifft. „Außerdem wohnt mein bester Freund jetzt unter mir“, sagt Meier lachend, „den sehe ich ab und zu im Hausgang.“

Vorerst konzentriert sich der Zehnkämpfer auf die deutschen Meisterschaften im Nachbarort Bernhausen. „Dieses Jahr will ich gut abschneiden und ich habe Lust etwas zu reißen“, sagt er entschlossen. Und wer weiß? Vielleicht holt er die 200 Punkte, die ihn nach Nairobi bringen würden.