VfB-Kapitän Christian Gentner (links) streckt sich – am Ende reicht es aber nur zu einem Punkt. Foto: dpa - dpa

Stuttgart – Der Vorsprung schmilzt. Nach dem zweiten 1:1 (0:1) innerhalb von fünf Tagen hat Fußball-Zweitligist VfB Stuttgart im Aufstiegsrennen einen Dämpfer erhalten. Während Tabellenführer VfB im Spiel gegen den VfL Bochum gestern Abend Punkte ließ, rückte Verfolger Union Berlin durch das zeitgleiche 2:1 beim FC St. Pauli bis auf zwei Zähler heran.

Von Sigor Paesler

Hannover 96 und Eintracht Braunschweig können heute und am Montag ebenfalls noch aufholen. Lichtblick des Abends aus Stuttgarter Sicht war der erste Saisontreffer des lange verletzten Daniel Ginczek. Doch das Tor des Stürmers war gegen einen bissig und klug agierenden Gegner zu wenig. „Ich hätte das Tor gerne gegen einen Sieg eingetauscht“, sagte Ginczek.

VfB Stuttgart - VfL Bochum 1:1 (0:1)

VfB-Trainer Hannes Wolf kritisierte das Zweikampfverhalten vor allem in der Anfangsphase, sagte über die bisherige Bilanz des Jahres aber auch: „Insgesamt war es kein gutes Spiel von uns. Aber bei aller Enttäuschung darüber werden wir morgen wieder das Ganze sehen. 17 Punkte aus sieben Spielen hätte ich sofort unterschrieben.“

Bei der Aufstellung gab es keine Überraschungen. Benjamin Pavard stand wie in der zweiten Hälfte beim jüngsten Remis in Braunschweig anstelle des gesperrten Marcin Kaminski in der Innenverteidigung, Takuma Asano und Julian Green ersetzten im Mittelfeld die zuletzt schwächeren Berkay Özcan und Josip Brekalo. Özcan war nicht einmal im Kader, dafür saß Alexandru Maxim mal wieder auf der Bank.

Gerade hatten sich die Stuttgarter etwas mehr Spielanteile erarbeitet, da lagen sie schon zurück. Bei einem mustergültigen Bochumer Konter half die VfB-Defensive jedoch maßgeblich mit: Anthony Losilla kam frei in Position, weil Pavard es versäumte, die verwaiste linke Seite mit abzudecken, Timo Baumgartl lenke Losillas Schuss unglücklich ins Tor (10.).

Die Stuttgarter versuchten, den Rückstand schnell wettzumachen, wirkten aber verunsichert. Die nächste große Tormöglichkeit hatte der Bochumer Peniel Mlapa, dessen Schuss am Pfosten vorbeistrich (21.). Kurz darauf scheiterte Johannes Wurtz knapp. Der VfB war mehr unter Druck, als ihm lieb sein konnte. Wolf schickte Matthias Zimmermann zum Warmmachen und kurz darauf für Anto Grgic aufs Feld, um die Defensive zu stabilisieren.

VfB Stuttgart - VfL Bochum
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Die erste richtig gute Aktion hatten die Stuttgarter nach knapp einer halben Stunde: Jean Zimmer flankte, Simon Terodde nahm den Ball volley, jagte ihn aber knapp über die Latte.
Die Bochumer taten den Stuttgartern weh. Durch ihr starkes Pressing, durch schlaue Spielzüge – und durch eine sehr rustikale Spielweise. Mit den vier Gelben Karten von Schiedsrichter Benedikt Kempkes (Kruft) waren sie sehr gut bedient. Aber die Stuttgarter versuchten, das Spiel wieder unter Kontrolle zu bekommen, angetrieben vom unermüdlich ackernden und lenkenden Kapitän Christian Gentner. Asano und Gentner hatten noch zwei gute Chancen vor der Pause (39./44.).

Wolf versuchte alles, brachte zunächst Ginczek für Green und dann Maxim für den schwachen Asano. Am Ausgleichstreffer nach dem sehenswertesten Spielzug der gesamten Begegnung waren jedoch andere beteiligt: Gentner auf Terodde, der durch die Gasse auf Carlos Mané, dessen Hereingabe schloss Ginczek aus kurzer Distanz ab (70.).

Die VfB-Spieler wollten mehr, Die Bochumer machten hinten dicht. Geschwächt waren sie, weil der Ex-Stuttgarter Tim Hoogland verletzt durchhalten musste, da Trainer Gertjan Verbeek sein Wechselkontingent bereits ausgeschöpft hatte. Die wütenden Stuttgarter Angriffsbemühungen landeten zumeist in den Händen von Bochums Torhüter Manuel Riemann. „Die Enttäuschung überwiegt. Es war schade, dass wir den hart erkämpften Punkt in Braunschweig nicht mit einem Sieg vergolden konnten“, fand Gentner.