Stuttgarts Carlos Mane spielt Aues Torwart Daniel Haas aus und trifft zum 3:0. Foto: dpa/Eisenhuth - dpa/Eisenhuth

Aue – Der VfB Stuttgart setzte in der 2. Fußball-Bundesliga seine Erfolgsserie fort. Mit einem letztlich ungefährdeten 4:0 (2:0)-Sieg beim Vorletzten FC Erzgebirge Aue stürmten die Schwaben zumindest bis morgen Abend an die Tabellenspitze. Dem VfB genügte beim fünften Sieg im sechsten Spiel hintereinander eine durchschnittliche Leistung, um bei den engagierten, aber spielerisch limitierten Sachsen dem Ziel Wiederaufstieg einen weiteren Schritt näherzukommen.

Von Hannes Kern

So klar das Resultat auch war, Trainer und Spieler gingen relativ selbstkritisch mit dem Auftritt im Erzgebirge um. „Das Ergebnis hört sich klar an, das Spiel aber war nicht so klar“, kritisierte Coach Hannes Wolf in erster Linie Schwächen in der Defensive und im Spielaufbau. „Wir wollen besser Fußball spielen, als wir es heute getan haben. Die grundsätzliche Entwicklung stimmt, aber wir sind nicht blind, erkennen unsere Fehler und wollen uns weiter verbessern“, fügte der 35-Jährige hinzu.

VfB-Torrjäger Simon Terodde, der dieses Mal leer ausging, fand ebenfalls Kritikpunkte: „Wir haben zu viele Chancen zugelassen.“ Abwehrspieler Kevin Großkreutz, der erst in der zweiten Hälfte eingewechselt wurde, sah es pragmatisch: „Wir waren in der Chancenverwertung cleverer als Aue und haben deshalb verdient gewonnen.“

Wolf vertraute der Mannschaft, die den 1. FC Nürnberg vor einer Woche mit 3:1 bezwungen hatte. Bis auf eine Ausnahme: Statt Alexandru Maxim spielte Berkay Özcan von Beginn an. Diese Anfangsformation war ein Indiz dafür, dass der Trainer die Zeit des Experimentierens – vor allem in der Abwehr – vorerst für beendet erklärt hat.

Aue bestimmte die Anfangsphase durch couragierte Angriffe und konsequentes Pressing. Der VfB tat sich wie schon in der ersten Hälfte gegen Nürnberg schwer bei der Spieleröffnung. Zu oft ging der Ball zu schnell verloren. „Wir waren manchmal bei Kontern zu schlampig“, kritisierte Kapitän Christian Gentner. Wolf gefiel das gar nicht und er versuchte gestenreich, die Spieler zu dirigieren.

Nach vorne ging zunächst gar nichts, und so musste eine Standardsituation herhalten. Özcans Ecke verlängerte Innenverteidiger Marcin Kaminski nach hinten, wo der zweiten Innenverteidiger Timo Baumgartl den Ball zur Stuttgarter Führung ins Tor köpfte (14. Minute). Aue war keineswegs konsterniert und antwortete zwei Minuten später mit Mario Kvesics Fernschuss, der an die Latte krachte.

Das Spiel der Stuttgarter gewann langsam an Struktur, und in der 25. Minute zeigte der VfB, zu was er im Spiel nach vorne in der Lage ist. Carlos Mané machte das Spiel mit einem sehenswerten Diagonalpass auf Takuma Asano breit. Die weite Flanke des Japaners auf den langen Pfosten erreichte Gentner, und dessen Schuss aus spitzem Winkel flutschte zum 2:0 ins Netz. Der VfB präsentierte sich einmal mehr als Meister der Effizienz. Zwei Schüsse aufs Tor – zwei Treffer. Was will man mehr?

Allerdings wurden die Schwaben in der Schlussphase der ersten Hälfte sehr nachlässig. Nach einem erneuten Fehler im Spielaufbau schoss Kvesic aus zehn Metern über das Stuttgarter Tor. Zwei Minuten vor der Pause forderten die Aue-Fans Elfmeter, als Nicky Adler nach einem Kontakt mit VfB-Torwart Mitchell Langerak zu Fall gekommen war. Doch Schiedsrichter Sven Jablonski zeigte Adler wegen einer Schwalbe die Gelbe Karte. „Wir hätten nach dem 2:0 mehr auf Ballbesitz und Kontrolle setzen müssen. So mussten wir bis zum 3:0 zittern“, sagte Terodde.

Aue machte nach dem Wiederanpfiff mächtig Wirbel. Langerak musst gegen Dimitrij Nazarov Kopf und Kragen riskieren, um den Anschlusstreffer zu verhindern. Der Tabellenvorletzte bestimmte eindeutig das Geschehen, der VfB wirkte passiv und leistete sich jede Menge Fehlpässe. „Es waren zu viele Fehler“, kritisierte Wolf.

Nach einem Konter versäumten es die Schwaben, alles klar zu machen. Asano schoss selbst auf das Tor, statt den günstiger postierten Terodde anzuspielen (60.). Besser machte es der VfB acht Minuten später. Emiliano Insuas Pass leitete Terodde zu Mané weiter, der ließ Haas aussteigen und traf zum 3:0. Das war es noch nicht. Mané erhöhte in der 76. Minute auf 4:0.

„Wir dürfen den Sieg nicht überbewerten“, sagte Gentner, „aber die Partie an diesem Ort hat gezeigt, dass wir in der Liga angekommen sind.“ So wie e aussieht, wollen die Stuttgarter nicht lange in der Liga bleiben.

STATISTIK

Erzgebirge Aue: Haas – Rizzuto, Susac, Breitkreuz, Hertner – Tiffert (83. Samson), Pepic – Fandrich, Kvesic (72. Soukou), Adler – Nazarov (82. Riese).

VfB Stuttgart: Langerak – Pavard, Baumgartl, Kaminski, Insua – Zimmermann – Mané, Gentner (80. Hosogai), Özcan (46. Großkreutz), Asano (73. Zimmer) – Terodde.

Schiedsrichter: Jablonski (Bremen).

Zuschauer: 10 000 (ausverkauft).

Tore: 0:1 Baumgartl (13.), 0:2 Gentner (25.), 0:3 Mané (68.), 0:4 Mané (76.).

Gelbe Karten: Nazarov (1), Adler (3), Pepic (2) / Zimmermann (2), Mané (2).

Beste Spieler: Tiffert, Kvesic / Langerak, Baumgartl, Mané.