Simon Terodde trifft zum 1:0 für den VfB Stuttgart gegen den 1. FC Kaiserslautern. Foto: dpa - dpa

Von Hannes Kern

Stuttgart – Der Mann kennt offenbar keinen Schmerz. Simon Terodde, der Schütze des 1:0 beim 2:0 (0:0)-Sieg des Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart über den 1. FC Kaiserslautern, stand in der Mixed-Zone und gab völlig regungslos zu Protokoll: „Ich gehe davon aus, dass die Nase durch ist. Jetzt wird sie gerichtet, und ich werde gegen Braunschweig voraussichtlich mit einer Maske spielen.“ Das Bemerkenswerte: Der 28-jährige VfB-Stürmer brach sich die Nase in der ersten Hälfte, spielte weiter, traf in der 58. Minute zum 1:0, ehe er neun Minuten später von Trainer Hannes Wolf ausgewechselt wurde (67.). Mit einem wie Terodde kann im Aufstiegsrennen wohl nichts schiefgehen.

Terodde ist einer, der weder den Gegner noch sich selbst schont. „Ich wollte zur Pause und dem Spielstand von 0:0 den Platz nicht verlassen“, sagte er. Wolf erklärte zu seinem Vorzeigestürmer: „Er ist keiner, der sich meldet und sagt, er will ausgewechselt werden.“

Terodde ist für den VfB wertvoller denn je. Mit seinem 15. Saisontreffer legte er den Grundstein zum Sieg über Kaiserslautern, der die Stuttgarter wieder einen Schritt näher in Richtung Bundesliga bringt. Das 2:0 erzielte Berkay Özcan drei Minuten vor Schluss.

Fünf Spiele, fünf Siege – der VfB hat die Tabellenführung ausgebaut und nunmehr fünf Punkte Vorsprung auf Hannover 96. Trotz dieser komfortablen Ausgangslage vor dem Auswärtsspiel am 6. März (20.15 Uhr) beim Tabellenvierten Eintracht Braunschweig üben sich Spieler und Trainer in Sachen Aufstiegschancen weiter in schwäbischer Zurückhaltung. „Wir haben eine gute Ausgangsposition und wollen die weiter verbessern“, meinte Terodde nüchtern. Wolf sieht die Mannschaft zwar „auf einem guten Weg“, wollte sich aber nicht zu einer euphorischen Aussage hinreißen lassen. „Wir sollten jetzt nicht denken, dass wir einen Schlüssel gefunden haben, den wir beliebig einsetzen können“, sagte der Trainer. „Da kann ganz viel passieren.“

Der 35-Jährige nannte einen Grund für seine Zurückhaltung: „Mich hat eine Sache geprägt: Wir hatten mit der zweiten Mannschaft des 1. FC Nürnberg sechs Spiele vor Saisonende neun Punkte Vorsprung – und haben es nicht geschafft.“ Das erklärt einiges. Wenn Wolf dem Ganzen aus gutem Grund noch nicht trauen mag, ist doch eines festzustellen: Der VfB hat an Stabilität gewonnen, stellt sich nahezu optimal auf die unterschiedlichen Spielweisen der Gegner ein – und er gewinnt.

Knifflige Denksportaufgabe

Dabei standen die Stuttgarter gegen Kaiserslautern vor einer äußerst kniffligen Denksportaufgabe: Wie knacke ich die Pfälzer Mauer? Gegen die beste Abwehr der Liga waren Geduld und Fantasie gefragt. Lautern machte mit zwei flexiblen und engmaschigen Viererketten die Räume eng wie Telefonzellen, und der VfB musste ganz tief in die Kiste mit den Angriffsvarianten greifen, um einen Weg in Richtung gegnerisches Tor zu finden.

Was auch immer die Stuttgarter in der ersten Hälfte versuchten – es fruchtete nicht wirklich. Carlos Mané war auf der rechten Angriffsseite bemüht, mit Dribblings durchzukommen. Meist ohne Erfolg. Er wurde genauso wie Takuma Asano auf der linken Seite von den Pfälzer Maurermeistern gedoppelt. Über die Flügel ging also nicht viel, durch die Mitte noch weniger. Die Versuche, den Ball schnell in die Schnittstellen der Viererkette zu spielen, blieben wirkungslos, weil es dem Stuttgarter Spiel an Präzision und Tempo mangelte. „Nach vorne hat der letzte Mut gefehlt“, sagte Wolf. Und die hoch in den Strafraum geschlagenen Bälle waren zu ungenau und meist eine sichere Beute der Lauterer Abwehr.

Nach dem Wechsel wurde das Angriffsspiel zwingender. Zunächst strich Timo Baumgartls Kopfball knapp über die Querlatte (52.), und dann erntete der VfB den Lohn für seine Mühen. Emiliano Insua trat energisch an und flankte in die Mitte. Terodde verlängerte den Ball mit der rechten Stiefelspitze zum 1:0 ins Tor. „In den vergangenen Spielen hat Insua immer meinen Kopf getroffen. Deswegen bin ich froh nach der gebrochenen Nase, dass er den Fuß getroffen hat“, scherzte der Torschütze. Wenn es hätte sein müssen, hätte der VfB-Stürmer den Ball auch mit der gebrochenen Nase ins Tor befördert.