Gar nicht mehr so schüchtern: Michaela Mlejnková. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Sigor Paesler

Grassau - In einer Saisonvorbereitung, sagt man, werden die Karten neu gemischt. Jeder bekommt eine frische Chance. Vor allem, wenn wie im Moment beim VfB Stuttgart so viel im Umbruch ist. Neue Liga, neuer Trainer, viele neue Spieler.

Auch für Linksverteidiger Philip Heise ist es nach dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga eine neue Situation. Eine mit vielen Unbekannten. Ein Jahr nach dem Wechsel vom 1. FC Heidenheim nach Stuttgart ist er plötzlich wieder zurück in der 2. Bundesliga. Im Oberhaus, wohin er nach zwei Jahren in Heidenheim den Sprung geschafft hatte, ist er jedoch nicht sehr in Erscheinung getreten. Fünf Einsätze, nur einer am vorletzten Spieltag von Anfang an. Heise ist kein Lautsprecher. Deshalb beklagt er sich auch nicht. „Es war klar, dass ich nicht gleich den Durchbruch schaffen würde“, sagt er. Innerhalb von zwei Jahren schaffte er den Satz von der 3. Liga in die Bundesliga. „Da muss man auch mal einen Zwischenschritt akzeptieren“, erklärt er. Aber auch: „Ich hatte schon auf mehr Spielzeit gehofft.“

Dass Heise bislang kaum im VfB-Trikot zum Einsatz kam, hatte einen Grund: Emiliano Insua. Und hier kommt Heises Dilemma. In der vergangenen Saison kam er nicht an dem starken Argentinier vorbei. Mit Hannover 96 war er sich angeblich schon über einen Wechsel einig. Nach dem Abstieg stand Insua vor dem Absprung und tut es nach wie vor. Aber noch ist er da und Aussagen von Trainer Jos Luhukay und Sportvorstand Jan Schindelmeiser deuten darauf hin, dass ein Transfer noch lange keine ausgemachte Sache ist. Heise ist in der Beobachterrolle. Es ist schwer für ihn, sich zu der Situation zu äußern. Er ist Profi, er ist ein Teamplayer. Aber er will wie jeder Fußballer spielen. „Emiliano hat eine starke Hinrunde gespielt. Er ist ein super Typ“, sagt er. Und: „Wenn er bleibt, dann ist es halt so. Ich versuche, den Trainer jeden Tag auf mich aufmerksam zu machen.“

Auf links hinten festgelegt

Heises Problem: Die Stuttgarter sind nicht in vielen Wettbewerben aktiv und müssen deshalb nicht rotieren. Und der 25-Jährige ist ziemlich auf die linke Verteidigerposition festgelegt. Jean Zimmer, Kevin Großkreutz und Florian Klein, seine Kollegen auf der rechten Seite, können auch den offensiven Part übernehmen - und das auch links. „Im Notfall kann ich auch rechts oder links offensiv spielen“, sagt Heise. Aber eben nur im Notfall.

Immerhin einen Trumpf hat Heise in der Saison-Vorbereitung aufblitzen lassen: Beim 6:1-Testspielsieg in Schwäbisch Hall erzielte er einen sehenswerten Freistoßtreffer aus 20 Metern und setzte einen weiteren an den Pfosten. Heise, neben Alexandru Maxim der neue Freistoßspezialist? „Ich hoffe, dass ich das während der Saison einbringen kann“, sagt er.

Der unfreiwilligen Rückkehr in die 2. Bundesliga kann Philip Heise übrigens trotz der gestiegenen Chance auf Einsatzzeiten nichts abgewinnen. „Ich hätte auf meine Chance gewartet, auch wenn wir nicht abgestiegen wären“, betont er. Viel hängt nun davon ab, wie sich die Personalie Insua entwickelt. Ein Dilemma.