Stuttgarts Christian Gentner (links) im Kopfballduell gegen Kaiserslauterns Christoph Moritz. Foto: dpa

Von Hannes Kern

Stuttgart – Der VfB Stuttgart hat die nächste Hürde auf dem Weg zurück in die Fußball-Bundesliga genommen. Nach dem 2:0-Sieg über den 1. FC Kaiserslautern hat der Zweitliga-Spitzenreiter den Vorsprung auf Verfolger Hannover 96 auf fünf Punkte vergrößert. Es war der fünfte Sieg im fünften Spiel hintereinander. Sind die Schwaben noch zu stoppen?

Für die Stuttgarter spricht die Lernfähigkeit, sich mit unterschiedlichen Spielweisen der Gegner auseinanderzusetzen und zu bestehen. Zum Rückrundenauftakt beim FC St. Pauli zeigte der VfB, dass er auch den Kampf annehmen kann. Er landete einen glücklichen und „dreckigen“ 1:0-Sieg. Auch die Erfolge danach über Düsseldorf, Sandhausen, Heidenheim und Kaiserslautern waren keine Husarenstücke, sondern Produkte ernsthafter Arbeit, taktischer Flexibilität und einer Siegermentalität, ohne die das Unternehmen Aufstieg zum Scheitern verurteilt wäre.

Die Art und Weise, wie die Stuttgarter die starke Lauterer Abwehr bespielten, war beachtlich. Es bedurfte jeder Menge Geduld, Variationsmöglichkeiten und nicht zuletzt Qualität, um den Pfälzer Beton zu knacken. „Dosenöffner“ war laut VfB-Trainer Hannes Wolf der Treffer zum 1:0 durch Torjäger Simon Terodde (58. Minute), der sich in der ersten Hälfte einen Nasenbeinbruch zugezogen hatte, aber tapfer und erfolgreich weiterspielte. Der 28-Jährige steht beispielhaft für die Durchsetzungsfähigkeit und den Erfolgshunger der Mannschaft. Im Hinblick auf das Spitzenspiel am Montag (20.15 Uhr) bei Eintracht Braunschweig meinte Terodde: „Wir wollen uns weiter absetzen. Ich habe großen Bock auf dieses Spiel.“

Erfolg macht Spaß und verleiht Selbstbewusstsein. Und auf dieser Welle möchte der VfB möglichst lange weiter reiten. Wolf wird alles dafür tun, damit das Ganze nicht in Leichtfertigkeit oder gar Überheblichkeit kippt. „Wir werden den Teufel tun und uns zurücklehnen“, wiederholt er gebetsmühlenartig. Schließlich will er es nicht noch einmal erleben wie als Spieler des 1. FC Nürnberg II, als die Mannschaft trotz eines großen Vorsprungs die Meisterschaft in der vierten Liga verspielte.

Bloß kein Schlendrian

„Ich habe auch den Anspruch an die Spieler, dass sie weiterhin das Niveau in allen Bereichen brutal hochhalten, sei es Schlaf, Ernährung, Regeneration oder Trainingsintensität“, macht der 35-jährige Coach deutlich, dass er keinen Schlendrian dulden wird.

Eine große Kunst wird es sein, den Konkurrenzkampf innerhalb der Mannschaft zu steuern und alle bei der Stange zu halten, die sich derzeit auf der Ersatzbank oder gar auf der Tribüne wiederfinden. Jan Schindelmeiser jedenfalls sieht derzeit keine Gefahr, dass einer für schlechte Stimmung sorgt. „Die Jungs verhalten sich alle überragend, auch wenn es einige natürlich derzeit sehr schwer haben“, sagt der VfB-Sportvorstand. Und diejenigen, die derzeit erste Wahl sind, wissen, dass sie weiter auf einem hohen Niveau agieren müssen, um in der Mannschaft zu bleiben.

Auch Schindelmeiser will keine Euphorie aufkommen lassen und kein Wort über die Zukunftsplanungen verlieren: „Lasst uns über Lautern und Braunschweig reden und nicht über die kommende Saison“, erklärte er. Wie sagte Wolf? „Es sind noch zwölf Spiele. Das ist noch sehr, sehr viel.“