Timo Baumgartl bejubelt das 2:0. Foto: dpa - dpa

Stuttgart (hk) - Es war über weite Strecken nichts für Feinschmecker. Es war Kampf und Leidenschaft pur. Immerhin: Mit dem 2:1 (2:1)-Sieg über den TSV 1860 München  hat Fußball-Zweitligist VfB Stuttgart nach der Niederlage in Dresden wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden und ist auf Platz zwei geklettert.

Ein Comeback nach  mehr als einjähriger Verletzungspause feierte Daniel Ginczek, der in der 82. Minute unter dem frenetischen Beifall der Fans eingewechselt wurde. "Das war für mich sehr emotional", sagte der Stürmer. "Das ist ein Riesentag für mich. Und dann haben wir auch noch gewonnen." Wenngleich Ginczek die drei Punkte unter die Überschrift "Arbeitssieg" stellte.

Trainer Hannes Wolf hatte die Mannschaft im Vergleich zum 0:5-Debakel in Dresden auf mehreren Positionen verändert. Für Benjamin Pavard rückte Toni Sunjic  in die Innenverteidigung. Florian Klein und Alexandru Maxim mussten auf der Bank Platz nehmen. Für sie spielten Berkay Özcan und Matthias Zimmermann. Kevin Großkreutz rückte auf die rechte Verteidiger-Position. Nach auskurierter Verletzung war auch Simon Terodde im Angriffszentrum wieder dabei.

Die Stuttgarter waren von Beginn an sehr offensiv ausgerichtet. Terodde wurde von Carlos Mané und Takuma Asano flankiert. Der Mut zum Offensivfußball wurde schon nach sechs Minuten belohnt. Mané spielt auf der rechten Seite Özcan frei, und der schob überlegt zur Stuttgarter Führung ein. Ein Auftakt nach Maß, der der Stuttgarter Fußballer-Seele nach der Dresdner Pleite  gut tat.

Der VfB blieb am Drücker. Kurz Darauf wurde Teroddes Schuss nach Asanos Vorarbeit von der Münchner Abwehr zur Ecke geklärt. Die Angriffsbemühungen der Sechziger? Nicht der Rede wert.

Ganz anders die Stuttgarter. Nach einer Özcan-Ecke und einer zu kurzen Abwehr des Münchner Torwarts Jan Zimmermann staubte Terodde zum 2:0 für den VfB ab (18. Minute).

Die Fans stimmten früh Freudengesänge an, und die Spieler mit dem Brustring kontrollierten weiter Ball und Gegner. Der Weitschuss des Münchners Victor Andrade stellte VfB-Torwart Mitchell Langerak vor keinerlei Probleme (23.). In der 36. Minute war Langerak aber machtlos. Levent Aycizek zirkelte einen Freistoß aus  25 Metern über die Stuttgarter Mauer ins rechte untere  Eck.

Die Stuttgarter waren wieder gefordert. Und es zeigte sich, dass das Mannschaftsgefüge bei weitem nicht gefestigt ist. Die Sechziger bekamen Oberwasser und stellten die VfB-Defensive einige Male vor Probleme. "Nach dem Gegentreffer haben wir den Faden etwas verloren", sagte Ginczek. Und Terodde ergänzte: "Wir haben uns nach dem 1:2 unerklärlicherweise etwas zurückgezogen." Auch Wolf gefiel diese Phase gar nicht. "Wir haben die Geschwindigkeit und die Intensität herausgenommen und versucht uns durchzumogeln", sagte der Trainer.

Das Stuttgarter Spiel nach vorne war  nach dem Wechsel zunächst nicht mehr so stringent wie in der Anfangsphase, und die Sechziger bekamen auch dank Stuttgarter Ungenauigkeiten im Spielaufbau immer mehr Spielanteile. Die Partie wurde immer zerfahrener. Zahlreiche Fouls verbunden mit  jeder Menge Gelber Karten und Unterbrechungen erstickten jeglichen Spielfluss im Keim. Es war mehr Kampf und Krampf als gepflegte Spielkultur.

Langsam erarbeitete sich der VfB  wieder Chancen. Asanos Schuss ging drüber (59.), Teroddes Versuch  vorbei (70.). Zwei Minuten später hätte Mané alles klar machen können. Doch der VfB-Angreifer brachte das Kunststück fertig, den Ball freistehend aus kurzer Distanz vorbeizuschießen. Auch sein Kopfball verfehlte kurz darauf das Münchner Tor.

Der VfB hätte längst für klare Verhältnisse sorgen  müssen, musste so aber bis zum Schluss um den Sieg zittern und hatte Glück, dass ein Tor der Münchner wegen Abseits nicht anerkannt wurde.