Foto: dpa - Archivbild dpa

Stuttgart – Es ist nicht so, dass es Wolfgang Dietrich ständig in die Öffentlichkeit drängt, seit er am 9. Oktober des vergangenen Jahres zum Präsidenten des Fußball-Zweitligisten VfB Stuttgart gewählt wurde. In unregelmäßigen Abständen aber informiert der 68-Jährige über den Stand der Dinge auf der VfB-Geschäftsstelle. Angesichts der sportlichen Situation beim Tabellenführer tat er das gestern bestens gelaunt.

Von Sigor Paesler

Die neuen Ausschüsse: Einen Fan-Ausschuss hat der VfB schon lange. Dietrich ist nun dabei, seine Ankündigung umzusetzen, weitere Ausschüsse ins Leben zu rufen: Einen siebenköpfigen Ausschuss für Vereinsentwicklung und einen zwölf Mitglieder umfassenden Ausschuss für Mitgliederentwicklung gibt es bereits. Folgen soll ein Ausschuss für die Weiterentwicklung des Nachwuchs-Leistungszentrums (NLZ). Zum Teil wurden Mitglieder in die Gremien berufen, die sich darum beworben haben, zum Teil sprachen Dietrich und seine Vorstandskollegen ihrer Meinung nach geeignete Kandidaten an. Beschlüsse fassen können die Ausschüsse nicht. „Es ist eine lockere Erfahrungsaustausch-Runde“ erklärt Dietrich. Vor allem Experten berief der Präsident in die von ihm moderierten Gremien, deren Zusammensetzung sich jedoch immer wieder ändern kann. Für den Ausschuss zum NLZ sucht er noch nach ehemaligen Nachwuchsspielern oder deren Eltern.

Das Nachwuchs-Leistungszentrum: Der VfB hat in den vergangenen Jahren wieder viel in sein Nachwuchszentrum investiert, nachdem der Verein von anderen Clubs in diesem Bereich überholt wurde. Dietrichs Ziel ist es nun, „das NLZ bis zum Ende des Jahres finanziell auf eigene Beine zu stellen“. Das heißt, es soll unabhängig von der Entwicklung des Profiteams werden, wodurch es eine größere Planungssicherheit geben soll. Dietrich und Marketingvorstand Jochen Röttgermann sind schon kräftig am Klinkenputzen bei potenziellen Sponsoren. „Wir haben bereits Zusagen für die Hälfte der Summe erhalten“, erklärt der Präsident. Dabei gibt es zwei Möglichkeiten: Geldgeber, die explizit in den Nachwuchs investieren wollen, und bestehende Sponsoren des Profiteams, die zusätzliche Mittel dafür locker machen. Personell gab es beim NLZ bereits einige Änderungen, unter anderem wurde Ex-Profi Marc Kienle als Chef eingesetzt. Viele beim VfB ausgebildete Profis spielen in den beiden höchsten Spielklassen – aber nicht für die Stuttgarter. „Wir haben zu früh Spieler verloren“, sagt Dietrich. Fälle wie der von U-19-Torhüter Philipp Köhn (siehe Anhang) sollen sich nicht mehr oft wiederholen.

Die Ausgliederung: Dietrich befürwortet die Ausgliederung der VfB-Profiabteilung in eine Aktiengesellschaft, wodurch maximal 24,9 Prozent der Anteile an Investoren gehen sollen. Er hat aber bereits mehrfach betont, dass er den sich seit Jahren hinziehenden und nach dem Abstieg unterbrochenen Prozess „schnellstmöglich“ abgeschlossen haben will: „Wie kann man da planen?“ Spätestens Anfang April will der Verein einen Termin für die Mitgliederversammlung bekannt geben, auf der über die Ausgliederung abgestimmt werden soll. Eine Mehrheit von 75 Prozent ist dafür notwendig. Dietrich hofft, dass sie zustande kommt, sagt jedoch: „Wir werden den VfB auch ohne Ausgliederung in ruhigem Fahrwasser halten, nur halt anders.“

Die persönliche Zwischenbilanz: „Es macht riesig Spaß, mit den Leuten hier zu arbeiten“, sagt Dietrich. Den personellen Schnitt auf der Präsidenten-, Trainer- und Sportvorstandposition nach dem Abstieg aus der Bundesliga hält er „für den richtigen Weg. Wir haben die Abwärtsspirale gestoppt“. Was ihn auch freut: Seit dem Abstieg hat sich die Zahl der Mitglieder um 4500 auf 49 000 erhöht, seit seinem Amtsantritt im Oktober kamen 1500 dazu.

VFB VERLIERT TORWART-TALENT

RB Leipzig will Nachwuchs-Torwart Philipp Köhn aus der Jugend des VfB Stuttgart verpflichten. Der 18-Jährige soll im Sommer ablösefrei zum aktuellen Tabellenzweiten der Fußball-Bundesliga wechseln. Köhns Vertrag beim VfB endet nach der laufenden Saison.

„Wir haben uns in mehreren Gesprächen um den Spieler bemüht. Wir hatten aber den Eindruck, dass er sich schon vor unserer Zeit zu einem Wechsel entschieden hat“, sagte VfB-Nachwuchschef Marc Kienle der „Bild“-Zeitung. Präsident Wolfgang Dietrich bestätigte den Vorgang gestern, RB wollte den Wechsel nicht kommentieren.

Köhn war 2013 von Schalke 04 zum VfB gewechselt, dort spielt er zurzeit in der U 19. Er kam zunächst auch in den deutschen Nachwuchs-Nationalteams bis zur U 18 zum Einsatz. Danach absolvierte er vier Einsätze für die Schweizer U-19-Nationalmannschaft.