Georg Niedermeier freut sich über seinen Treffer zum 3:1. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Von Hannes Kern

Frankfurt - Die Frage musste kommen. Ob er denn Genugtuung empfinde, wollten die Journalisten von Georg Niedermeier nach dem 4:2-Sieg des Fußball-Bundesligisten VfB Stuttgart bei Eintracht Frankfurt wissen. Der Innenverteidiger des VfB schmunzelte nur: „Ihr müsst das ja fragen. Aber ich blicke nicht zurück. Ich schaue nur nach vorne.“ Auch wenn Niedermeier explizit nichts dazu sagte, eine gewisse Zufriedenheit war ihm anzumerken. Der 29-jährige schlaksige Abwehrspieler, in der Vorrunde der große Verlierer beim VfB, ist zur Symbolfigur des Aufschwungs geworden.

Trainer Alexander Zorniger hatte den gebürtigen Münchner ausgemustert, weil er dessen Meinung zufolge „Schwächen in der Spieleröffnung“ offenbarte. Niedermeier musste sich von der Tribüne aus den sportlichen Niedergang der Stuttgarter anschauen und hängte sich trotz seiner Verbannung im Training voll rein.

Einsatz und Durchhaltevermögen lohnten sich. Nach Zornigers Entlassung setzte der neue Coach Jürgen Kramny auf Niedermeiers Qualitäten, und der zweikampfstarke Innenverteidiger mit dem martialischen Beinamen „Niederstrecker“ dankte es in den vergangenen Wochen mit starken Leistungen und mit Toren. In Frankfurt wurde der „Niederstrecker“ zum Vorbereiter und Vollstrecker. Niedermeier hielt Frankfurts Torjäger Alexander Meier weitgehend in Schach, bereitete Daniel Didavis Treffer zum 2:0 mit einer Kopfballvorlage vor (45. Minute) und erzielte das 3:1 selbst (65.).

Wie Phönix aus der Asche

Seit seiner Rückkehr von der Tribüne auf den Platz hatte sich Niedermeier selbst einen Maulkorb verpasst und jegliche Interviewwünsche abgelehnt. Nach der Partie in Frankfurt stellte er sich. Über die Vergangenheit und über Zorniger wollte er nichts sagen. „Die Situation war nicht so schön“, erklärte er lediglich und ergänzte: „Man darf sich nicht verrückt machen lassen.“ Und man darf sich nicht hängen lassen. Das hat er im Laufe seiner Karriere immer wieder gezeigt. Oft schon wurde er abgeschrieben, kehrte dann aber zurück wie ein Phönix aus der Asche.

Niedermeier ist kein Fußballer, der mit einer feinen Technik ausgestattet ist. Er pflegt eher den rustikalen Umgang mit dem Spielgerät und mit dem gegnerischen Stürmer. Er ist ein Kämpfer, ein Vorbild und eine Persönlichkeit. Er genießt großen Respekt und Anerkennung bei den Fans. „Wenn ich gebraucht werde, bin ich immer da. Ich will meinen Kollegen das Gefühl vermitteln, dass sie sich auf mich verlassen können“, beschreibt Niedermeier seine Tugenden. Einsatz und Teamgeist sind die Eigenschaften, die zu Kramnys Fußballphilosophie bestens passen.

Seine Mannschaftskollegen sind voll des Lobes. „Georg hat einen großen Anteil an unserem Aufschwung“, sagte beispielsweise Mittelfeldspieler Daniel Didavi. Sportvorstand Robin Dutt sieht es ähnlich: „Er spielt innerhalb der Mannschaft eine große Rolle und er ist eine Persönlichkeit.“

Ob Niedermeier seinen im Sommer auslaufenden Vertrag verlängert, steht in den Sternen. „Wir sind mit ihm im Gespräch“, sagt Dutt. Niedermeier selbst wollte sich dazu nicht äußern, sondern erst einmal abwarten.

Gut möglich, dass sich der ohnehin harte Konkurrenzkampf in der Innenverteidigung beim VfB noch verschärft. Denn unter Umständen kommt der an AS Rom ausgeliehene Antonio Rüdiger wieder zurück. „Rom hat keine Kaufverpflichtung, sondern eine Kaufoption“, sagte Dutt in einem Interview mit der „Stuttgarter Zeitung“.