Daumen hoch für die VfB-Fans: Kapitän Christian Gentner geht voran, die Kameraden folgen. Foto: dpa Foto: dpa

Von Florian Huber

Heidenheim – Die Stuttgarter Feiergesellschaft wartete auf ihren Anführer: „Genteeeeeee“, tönte es am Freitagabend aus der Stuttgarter Mannschaftskabine. „Komme gleich“, brüllte der VfB-Kapitän zurück. Tief in der Nach-Nachspielzeit des 2:1-Erfolgs des Zweitligaspitzenreiters VfB Stuttgart beim 1. FC Heidenheim wurde es mit Christian Gentner in den kleinen Katakomben der Voith-Arena noch lauter. So laut, dass VfB-Sportdirektor Jan Schindelmeiser mitten im Interview für einen Moment beim Frage-und-Antwortspiel mit den Journalisten innehielt und lächelte wie ein Jugendherbergsvater beim Blick auf eine Klasse im Schullandheim: „Das muss auch erlaubt sein, dass die Jungs sich freuen. An so etwas wächst eine Mannschaft.“
Wachsen lässt den VfB dieser knappe, erkämpfte 2:1-Erfolg, der in einer turbulenten Schlussphase Glück (zwei Heidenheimer Alutreffer) und die ausgeprägten Reflexe von VfB-Keeper Mitchell Langerak benötigte – „so eine Parade habe ich noch nie gesehen“, sagte Heidenheims Trainer Frank Schmidt. Der VfB wankte in den Schlussminuten im Heidenheimer Wintersturm. Aber er fiel nicht um, so wie in der Vergangenheit oft geschehen. Ob man so ein Spiel vor ein paar Wochen gewonnen hätte? „Eher nicht“, befand dann auch Schindelmeiser nach dem Happy End und 90 Minuten gefüllt mit Grätschen, Schüssen, Paraden und Traumtoren.
Mindestens genauso wie über die drei Punkte in Heidenheim freute sich VfB-Trainer Hannes Wolf über „diese begeisternde Mentalität: Ohne dieses Sich-in-die-Bälle-Reinwerfen, wäre auf jeden Fall noch ein Tor gegen uns gefallen“. Genau diese Qualitäten hatte die Mannschaft in der Hinrunde mitunter vermissen lassen, in Dresden (0:5) oder Würzburg (0:3). Hinterher kritisierte Wolf damals „die Kultur der Mannschaft“. Nun war er genau darauf Stolz, weil der VfB anno 2017 mit mehr Widerstandskraft unterwegs ist als noch im Herbst.
Der VfB ist auf Bundesligakurs, weil die anderen in der Liga das Tempo des Stuttgarter Aufstiegsexpress‘ nicht mitgehen können. Eintracht Braunschweig hat aus vier Spielen 2017 nur drei Punkte geholt – und liegt als Vierter nun schon sieben Zähler hinter dem VfB. „Der Trend stimmt, die Richtung stimmt“, sagte Schindelmeiser, der VfB ist mit der Maximalausbeute von zwölf Zählern in die Rückrunde gestartet. „Dieses Polster ist schön“, sagt Gentner angesichts von sechs Zählern Vorsprung auf den Dritten Union Berlin (38 Punkte). Nur Hannover 96 (41 Zähler, 2:1 in Dresden) hält mit.
In der Hinrunde waren die Stuttgarter Frühstarter, trafen häufig in den ersten 15 Spielminuten. Jetzt ist das Team in der Lage, spät zuzuschlagen: Zum dritten Mal in den vier Rückrundenpartien gelang dem VfB in den finalen 20 Minuten der Siegtreffer. Josip Brekalo zirkelte in der 71. Minute den Ball aus 25 Metern zum 2:1 ins Kreuzeck.
Dabei hatte Wolf dem 18-Jährigen vor seiner Einwechslung mit auf den Weg gegeben, dass er die Situationen ausspielen und nicht aus der Distanz schießen solle. „Zum Glück spricht er noch nicht so gut Deutsch“, sagte Wolf und grinste. Die Winter-Neuzugänge wie Julian Green und Brekalo sorgen für ein Plus an Qualität, das sich nicht nur in Toren und Punkten widerspiegelt. Die Gleichung ist einfach: Mehr Qualität im Training erhöht die Wahrscheinlichkeit auf mehr Qualität in den Spielen.
Der gestiegene teaminterne Wettbewerb macht einige Akteure zu Verlierern. Es sind die alten Hasen. Alexandru Maxim (Rumänien), Hajime Hosogai (Japan) und Florian Klein (Österreich) fehlten im Spieltagskader. Weil den VfB keine Verletzungssorgen plagen, will der Kader bei Laune gehalten sein. Mit zwei Testspielen in den kommenden zwei Wochen sollen die Reservisten Spielpraxis sammeln.