Stuttgarts Spieler lassen sich am 29.1.2017 nach dem Sieg gegen den FC St. Pauli von den Fans feiern. Foto: dpa

Von Hannes Kern

Stuttgart – Präsident Wolfgang Dietrich verkündete die Botschaft enthusiastisch, als wäre der VfB Stuttgart deutscher Fußballmeister geworden. „Ich bin stolz, dass wir mit Daimler Nägel mit Köpfen gemacht haben“, verkündete Dietrich. Gemeint ist: Vorausgesetzt, die VfB-Mitglieder stimmen am 1. Juni einer Ausgliederung der Profiabteilung in eine AG zu, würde die Firma Daimler als Ankerinvestor einsteigen und 11,75 Prozent der Anteile erwerben. Das hieße, der VfB würde allein durch die Daimler-Anteile 41,5 Millionen Kapital generieren. „Das ist ein Glücksfall für uns“, schwärmte Dietrich.

Damit würde der Unternehmenswert des VfB auf mehr als 350 Millionen Euro beziffert werden. Außerdem machte Daimler laut Dietrich die Zusage, die Sponsoring-Aktivitäten beim VfB zu erweitern. Diese Werte gelten freilich nur im Falle des Bundesliga-Aufstiegs. Sollte dies nicht gelingen, würde sich der Unternehmenswert auf rund 200 Millionen belaufen, Daimler würde im Fall einer Ausgliederung fünf Prozent Anteile für rund 10,5 Millionen Euro erwerben.

Mit dieser Zusage hat die Daimler AG ihre Philosophie geändert. Als direkter Sponsor war der Konzern trotz der Nachbarschaft zum VfB nie aufgetreten, hatte jedoch den Verein durchaus unterstützt. Direktes Daimler-Sponsoring gab es nur bei der deutschen Nationalmannschaft oder bei exklusiven Events wie im Tennis oder Pferdesport. „Wir bei Daimler wissen: Gerade in Zeiten, in denen es nicht rund läuft, gilt es weiter hart zu arbeiten, mutige Entscheidungen zu treffen – und immer an den Erfolg zu glauben“, erklärte der Daimler-Vorstandsvorsitzende Dieter Zetsche. „Wir sind davon überzeugt, dass die neue Vereinsführung, die Spieler und die Fans dafür sorgen werden, dass wir auf der Mercedes-Straße bald auch wieder große sportliche Erfolge feiern können. Es ist uns ein Herzensanliegen, dazu unseren Beitrag zu leisten und unser Engagement beim VfB deutlich auszubauen. Wir freuen uns, wenn die Mitglieder dafür am 1. Juni die Voraussetzung schaffen.“

Signalwirkung für andere?

Nach Dietrichs Auffassung hat sich das „Bewusstsein bei Daimler geändert. „Daimler und der VfB haben die gleichen Wurzeln und die Marke VfB strahlt Kraft aus“, sagte der VfB-Präsident und führte an, dass der Verein seit dem Abstieg 9250 neue Mitglieder zählt. Insgesamt beziffert sich die Mitgliederzahl mittlerweile auf 51 000.

Der VfB erhofft sich durch den Einstieg Daimlers im Falle einer Ausgliederung eine Signalwirkung für andere potenzielle Investoren. „Für uns wäre es leichter, weitere Partner zu gewinnen“, sagte der VfB-Präsident.

Insgesamt hofft der VfB – gesetzt der Fall, die Mitglieder stimmen am 1. Juni einer Ausgliederung zu – 100 Millionen Euro durch Investoren zu generieren. „Dieses Geld wird ausschließlich den Sport finanzieren. Den Profi- und den Jugendbereich“, sagte Dietrich.

Laut VfB-Präsident hat Daimler „kein Interesse, beim VfB ins operative Geschäft einzusteigen“. Gleichzeitig habe der Konzern versichert, dass er seine Anteile nicht weiterverkaufen würde. Das Vorkaufsrecht läge alleine beim VfB.

Noch steht der ganze Deal mit Daimler im Konjunktiv, weil 75 Prozent der Mitglieder einer Ausgliederung zustimmen müssen. Dietrich ist diesbezüglich zuversichtlich: „Die Resonanz auf die Ausgliederungspläne sind vorwiegend positiv.“