Ob Sportvorstand Robin Dutt auch in der nächsten Saison auf einem Sitz mit dem VfB-Emblem Platz nehmen wird, ist äußerst fraglich. Foto: dpa Quelle: Unbekannt

Stuttgart - Es gibt Niederlagen, die zwar wehtun, mit denen man aber durchaus leben kann. Das 1:3 des VfB Stuttgart im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen Borussia Dortmund gehört in diese Kategorie. Die Fans des schwäbischen Fußball-Bundesligisten quittierten die Leistung mit anhaltendem Beifall. Das hat es nach einer Niederlage lange nicht mehr in der Mercedes-Benz-Arena gegeben.

Von Hannes Kern

„Es war wichtig zu sehen, dass wir auf dem richtigen Weg sind“, gewann VfB-Trainer Jürgen Kramny der Partie positive Seiten ab. „Es kann nicht immer in eine Richtung gehen. Die Mannschaft hat alles gegeben.“ Stolz fügte der Coach hinzu: „Wer hätte noch vor ein paar Wochen gedacht, dass wir einer Mannschaft wie Dortmund Probleme bereiten können.“ Der VfB ist dabei, seinen ramponierten Ruf aufzupolieren.

Das untermauerte auch das nahezu überschwängliche Kompliment von Thomas Tuchel. „Wir wussten, wie stark der VfB ist, wie emotional er spielt. Es war klar, dass wir körperlich an die Grenzen gehen müssen. Deshalb bin ich sehr glücklich über diesen Sieg“, sagte der Dortmunder Trainer. Kramny gingen die Worte seines Kollegen runter wie Öl.

Natürlich waren die Stuttgarter enttäuscht, dass der Traum von der Reise nach Berlin zum Pokalfinale schon im Viertelfinale zu Ende war. Für den VfB hätte es mit etwas Glück sogar zum Sieg reichen können, aber auch Kramny räumte letztendlich ein: „Man muss nach einem solchen Spiel auch die überragende Qualität der Dortmunder anerkennen.“

Die Wandlung des VfB unter Kramnys Regie ist offensichtlich. Vor Wochen noch herrschte auf dem Platz Chaos, jetzt ist eine klare Ordnung erkennbar. Die Mannschaft spielt wieder mit Leidenschaft und - abgesehen vom Spiel gegen den BVB - zuletzt auch erfolgreich.

Gleichwohl sind die Protagonisten in den Trikots mit dem Brustring gut beraten, trotzt der Komplimente die Kirche im Dorf zu lassen. Die Schatten der Vergangenheit waren auch im Spiel gegen Dortmund teilweise zu erkennen. Nach dem schnellen Rückstand agierte der VfB zu passiv und fand keine Mittel, das präzise Ballbesitzspiel der Borussia zu unterbinden. „Vielleicht sind wir etwas zu tief gestanden“, meinte Kramny. Hinzu kam ein zu großer Respekt vor der derzeitigen Nummer zwei im deutschen Fußball.

Schweres Spiel für Langerak

Nach dem Wechsel legten die Stuttgarter die Ehrfurcht ab und lieferten den Dortmundern einen Pokalfight auf Augenhöhe. Es reichte schließlich nicht ganz, aber Mannschaft und Trainer verließen das Stadion mit der Gewissheit, auch mit einer großen Mannschaft mithalten zu können. Das stärkt das Selbstvertrauen für die kommenden Aufgaben.

Für Mitchell Langerak war es eine besondere Partie und eine „ganz schwere“ obendrein. Der Torwart hatte seine Premiere im VfB-Trikot nach seiner überstandenen Verletzungspause, und zum ersten Mal traf er auf seine ehemaligen Dortmunder Wegfährten. „Ich wollte unbedingt gewinnen“, sagte der Australier, „schade, dass es nicht zum Ausgleich gereicht hat.“ Seine stärkste Szene hatte Langerak, als er in der 56. Minute einen Schuss von Pierre-Emerick Aubameyang aus kurzer Distanz mit einem Reflex parierte.

Am Samstag (15.30 Uhr) zu Hause gegen Hertha BSC sitzt Langerak wieder auf der Bank, weil Kramny den Polen Przemyslaw Tyton zur Nummer eins im Tor erklärt hat. Die Nummer zwei trägt es mit Fassung. „Ich werde mit unserem Torwarttrainer über das Spiel reden und versuchen, mich weiter zu verbessern“, sagte Langerak. Ein Indiz dafür, dass der Teamgeist beim VfB intakt ist.

Hertha BSC, derzeit die Nummer drei in der Bundesliga-Tabelle, wird für den VfB ein erneuter Prüfstein und ein Gradmesser dafür, inwieweit die Schatten der Vergangenheit abgestreift sind.