Ein aussichtsloser Kampf: Die TVN-Kreisläuferin Sina Namat liegt am Boden, in die Zange genommen von der Spielerinnen der HSG Blomberg-Lippe. Foto: Rudel - Rudel

Ostfildern – Für die Bundesliga-Handballerinnen des TV Nellingen rückt der Abstieg immer näher. Nach der 27:35 (11:15)-Niederlage gegen die HSG Blomberg-Lippe müssen die Verantwortlichen für die 2. Bundesliga planen.

Von Andreas Müller

Mit freundlichem Applaus verabschiedeten die 800 Zuschauer in der Sporthalle 1 in Nellingen den Aufsteiger in die Kabine. Den meisten wird zu diesem Zeitpunkt klar gewesen sein, dass nach so einer Leistung gegen einen Mitabstiegs-Kandidaten die Chancen auf den Klassenverbleib gegen Null tendieren. Es gibt keinerlei Anzeichen, dass die Mannschaft im Verlauf der restlichen Saison noch einmal die Kurve kriegen könnte. Zu groß sind die Defizite, die sich gegen die HSG einmal mehr offenbarten.
Nach dem ersten Sieg vor zwei Wochen bei der Neckarsulmer Sport-Union glaubten viele an die Wende. Vom geplatzten Knoten war die Rede, vom Selbstvertrauen, das nun wieder da sei, vom Glauben an sich selbst und dass jetzt alles von alleine geht. Pustekuchen.
Schon die ersten 20 Minuten zeigten das genaue Gegenteil. Der TVN verlor im Angriff viele Bälle, machte technische Fehler und leistete sich schlechte Zuspiele. Die HSG nutzte diese Phase gnadenlos aus, zog auf 9:3 davon (12.) und war damit erst einmal auf der sicheren Seite. Blomberg-Lippe profitierte über die ganze Partie hinweg von einer sehr flexiblen Spielweise im Angriff. Franziska Müller, Alicia Stolle und Samara da Silva Vieira wirbelten die Nellinger Abwehr mit ihrer Schnelligkeit immer wieder durcheinander. Im TVN-Tor erreichten weder Anne Bocka noch Evelien Grob Normalform. Auf dem Feld waren es einzig und allein Louisa Wolf und mit Abstrichen Annika Blanke, die eine gute Leistung zeigten.
Wolf und Blanke sowie die Kreisläuferin Sina Namat spielten fast 60 Minuten lang durch und kamen damit auch an die Grenzen ihrer körperlichen Leistungsfähigkeit. Einen Wechsel auf den Rückraumpositionen wollte Pascal Morgant nicht vornehmen. Für Julia Orban-Smideliusz, Desiree Kolasinac und Katharina Winger sei ein Einsatz nicht von Vorteil gewesen, „weil sie teilweise von der Form her noch nicht in der richtigen Verfassung sind und das Spiel zu viele Eins-gegen-Eins-Situationen hatte und es zu schnell war“, argumentierte der TVN-Trainer das Festhalten an seiner taktischen Ausrichtung. So aber war das TVN-Spiel leicht auszurechnen und hatte keinerlei Überraschungsmomente. Zumal auch Namat am Kreis fast völlig aus dem Spiel genommen wurde und über die Außenpositionen lediglich vier Treffer zu Buche standen.
„Die Enttäuschung sitzt tief“, erklärte ein geknickter Morgant, der sich auch nicht so recht einen Reim darauf machten konnte, warum der Erfolg von Neckarsulm völlig verpuffte. „Die kämpferische Einstellung hat nicht gestimmt“, sagte er. Gerade das aber war das große Plus der Mannschaft im Verlauf der bisherigen Saison.
Auch nach dem Wechsel und einem 11:15-Rückstand gelang den Nellingerinnen nicht die Wende. Nach 37 Minuten und einem 13:21-Rückstand war klar, dass dieses Spiel nicht mehr zu gewinnen war. Doch auch in der restlichen Spielzeit hätte der TVN wenigsten dafür sorgen müssen, dass sich die Niederlage in Grenzen hält.

Leipzig zieht nicht zurück

Nach Informationen von Bernd Aichele wird der HC Leipzig die Mannschaft aus der Handball-Bundesliga nicht zurückziehen. „Ich gehe davon aus, dass in Leipzig alles getan wird, um aus der finanziellen Schieflage herauszukommen“, erklärte der Geschäftsführer der TV Nellingen Handball GmbH. Wäre Leipzig freiwillig abgestiegen, hätte nur eine weitere Mannschaft den Weg in die 2. Bundesliga antreten müssen. Aichele kann zum jetzigen Zeitpunkt keine Mannschaft erkennen, die nicht rechtzeitig bis zum 31. März die Unterlagen für das Lizenzierungsverfahren einreicht. Eine endgültige Entscheidung, wer die Lizenz erhält, wird bis Mitte April fallen.