Ralf Rascher trainiert in der kommenden Saison den TSV Deizisau. Foto: Archivfoto Strobel - Archivfoto Strobel

Von Sigor Paesler

Deizisau – Der Anruf erreicht Ralf Rascher kurz vor der nächsten Konferenz. Der 41-Jährige ist Sportlehrer am Otto-Hahn-Gymnasium in Nellingen und zusätzlich am Seminar in Stuttgart sowie beim Regierungspräsidium in die Lehrerausbildung eingebunden. Da ist viel zu tun. Termin folgt auf Termin. Aber ohne Handball kann Rascher nicht leben. Und mit wenig Handball schlecht. Deshalb kommen bald noch einige Termine dazu: Ab der kommenden Saison wird Rascher Trainer des TSV Deizisau. In welcher Spielklasse er die Mannschaft vom scheidenden Mike Wolz übernimmt, entscheidet sich in den kommenden Wochen – der TSV steckt in der Baden-Württemberg Oberliga im Abstiegskampf.
„Die Freizeit war ganz schön, aber irgendwie fehlt etwas“, erklärt Rascher.

Zuletzt hat er bei seinem Heimatverein TSV Bartenbach seinen Bruder Andreas, der dort das Bezirksklasseteam betreut, mit Individualeinheiten unterstützt. Davor hat er vier Jahre lang die Bartenbacher A-Jugend betreut. Davor wiederum war er Trainer in Langenau, Schwäbisch Gmünd, Ostfildern und bei den Stuttgarter Kickers. Zu dieser Zeit wohnte er auch vier Jahre lang in Deizisau. „Damals schon konnte ich mir gut vorstellen, dort mal Trainer zu sein“, erzählt er. „Deizisau ist über Jahre von Konstanz und Seriosität geprägt, das habe ich auch jetzt in den Gesprächen gespürt.“ Im Moment schätzt er auch, „dass es eine sehr junge Mannschaft ist“.

Die Gespräche zwischen der Deizisauer Vereinsführung und Rascher kamen zustande, weil Wolz und sein Assistent Daniel Kraaz am Ende der Saison nach vier Jahren aufhören. Auch wenn die Mannschaft jetzt gegen den Abstieg kämpft, wird die Ära als eine erfolgreiche in die Clubgeschichte eingehen. Gleich im ersten Jahr gelang der Aufstieg in die Baden-Württemberg Oberliga, in den folgenden zwei Spielzeiten etablierte sich die Mannschaft dort. Die jetzigen Probleme liegen vor allem an den großen personellen Problemen. Dass Wolz geht, ist keine allzu große Überraschung. Schon vor der laufenden Saison gab es bei ihm Überlegungen über eine Veränderung.

Doch wie es nun ablief, hätte sich der Trainer, der früher auch schon für die Deizisauer gespielt hat, etwas anders vorgestellt. Nach einem ersten Gespräch vertagten sich Vereinsführung und Trainer und vereinbarten eine zweiwöchige Bedenkzeit. Dann wurde Wolz mitgeteilt, dass der Verein ohne ihn plant. „Das war schon recht früh in der Saison, ich hätte mir ein weiteres Gespräch gewünscht“, sagt Wolz, betont aber, dass er „niemandem böse“ sei und das insgesamt die Situation für ihn passt. Aus familiären und beruflichen Gründen – er hat zwei kleine Kinder und ist Geschäftsführer eines Autohauses – will Wolz kürzertreten. „Insgesamt gibt es keinen Grund, irgendetwas Negatives über den Verein zu sagen“, betont der Trainer. Nun überlegt er, ab dem Sommer eine Aufgabe bei seinem Heimatverein TSV Heiningen zu übernehmen. „Da kann ich zu Fuß in die Halle gehen“, erklärt er, „einen Cheftrainerposten übernehme ich aber auf keinen Fall.“ Kraaz sagte dem Verein ab, weil er zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, wer neuer Chefcoach wird.

Nach einem neuen Assistenten musste Rascher nicht lange suchen: Es wird Andreas Rascher. Eine interessante Kombination, immerhin haben die Brüder mit ihren jeweiligen Teams einige Male gegeneinander gespielt und zuletzt in einer anderen Konstellation zusammengearbeitet. Zudem ist Andreas Rascher sieben Jahre älter. „Das wird auf jeden Fall funktionieren“, sagt Ralf Rascher, „wir stimmen in unserer Einstellung zum Handball extrem überein.“

Schwieriger Abstiegskampf

Rascher gab seine Zusage unabhängig von der Spielklasse. Wolz will nun alles dafür geben, die Mannschaft als Baden-Württemberg-Oberligist zu übergeben. Wobei er die Situation realistisch einschätzt. „Wenn vier Mannschaften absteigen, wird es eng“, sagt der Noch-Trainer des Fünftletzten. Und: „Es wäre schade, weil wir in über drei Jahren viel aufgebaut haben.“

Auch Arne Staiger vom TSV-Management rechnet vor allem angesichts der weiterhin bestehenden personellen Probleme – Manuel Schwarz, Marko Neusser und Silvan Kenner fallen längerfristig aus – mit einem harten Kampf: „Wenn wir die kommenden zwei Spiele verlieren, wird es schwierig.“ Über den möglichen Gang in die Württembergliga sagt er: „Für die Spieler wäre es sehr schade. Aber aus Vereinssicht wäre es nicht so dramatisch. Wir werden dann aus dem Loch wieder herauskommen und schnell den Aufstieg angehen.“ Mit Rascher und Rascher auf der Trainerbank.