Nicht aufzuhalten: Timo Flechsenhar und der TSV Neuhausen lassen dem TV Plochingen an diesem Tag keine Chance. Foto: Rudel - Rudel

Von Peter Wörz
Neuhausen – Die Egelseehalle in Neuhausen hat schon viele packende Derbys erleben dürfen. Dasjenige, das gestern stattgefunden hat, gehört nicht dazu. Zu eindeutig waren die Kräfteverhältnisse in der Partie zwischen den beiden Baden-Württemberg-Oberligisten TSV Neuhausen und TV Plochingen. Rund 400 Zuschauer waren Augenzeugen eines 36:23 (19:12)-Sieges des TSV, der im Rennen um den zweiten Tabellenplatz ein Zeichen gesetzt hat. „Wir sind ein Stück weit vorgeführt worden“, sagte Plochingens Spielertrainer Daniel Brack.
Der 35-Jährige hatte noch mit einem grippalen Infekt zu kämpfen, entschloss sich, nur an der Seitenlinie an diesem Spiel teilzunehmen – und fehlte als ordnende Hand auf dem Feld. Zwar warfen sich Johannes Hablizell und Markus Petershans immer wieder in die Zweikämpfe, aber zum einen war das einer Spielgestaltung nicht förderlich und zum zweiten, „waren wir darauf eingestellt“, sagte TSV-Kapitän Timo Durst. Und als die Neuhausener ihre Abwehr auch noch ein wenig umgestellt hatten und damit die Achse Phillip Gollmer am Kreis und Henrik Bischof im rechten Rückraum ausschalten konnten, ging ihnen der Rest nahezu spielerisch von der Hand.
Zumal in Kombination mit der stabileren Abwehr Neuhausens Torhüter Sebastian Arnold zu großer Form auflief. 18 Würfe parierte er, darunter gleich vier Siebenmeter – und erzielte auch noch drei Tore. Plochingen hatte bei Zeitstrafen für den Torhüter einen Feldspieler eingesetzt und lief damit dreimal ins offene Messer. „Das ist mir als Torhüter noch nie gelungen”, sagte der 20-Jährige zu seiner einhundertprozentigen Wurfausbeute.
Auf Plochinger Seite unterdessen waren beide Torhüter nicht in der Lage, dem Spiel ihres Teams einen positiven Beitrag beizusteuern.
Summa summarum haben sich diese Sachverhalte statistisch so niedergeschlagen, dass Neuhausen nach zehn Minuten auf Augenhöhe über 10:6 (16. Minute) und 14:8 (22.) bereits bis zur Pause (19:12) einer frühzeitigen Entscheidung die Bahn geebnet hatte. „Wir haben unsere spielerische Linie verloren und nicht wieder gefunden. Und dann viele einfache Gegentore kassiert“, stellte Plochingens Linkshänder Bischof fest. Und was immer sich Plochingen in der Halbzeit vorgenommen hatte, war kurz nach dem Wiederanpfiff Makulatur. Mit dem 22:12 (34.) waren die Verhältnisse endgültig geklärt. Zumal der nochmal etwas verschärfte Tempohandball, den sich der TSV nach der Vorrunde in seine Spielphilosophie gepackt hat, auch danach Früchte trug. Das Angriffsspiel war eine Spur zu flott für den TVP. Brack: „Neuhausens schnelles Passspiel hat unsere 3:2:1-Deckung auseinandergenommen.“ Und nicht nur das. „Jeder Ballbesitz wird zu einem schnellen Gegenstoß, auch wenn ein Tor gefallen ist“, umriss Bader den Auftrag an sein Team. Das hat dieses gestern sehr gut umgesetzt.
Alles bestens also? Denkste. Da drangen nach der Partie doch einige – wenn auch zaghafte – Pfiffe an die Ohren des Neuhausener Cheftrainers. „Ich passe eigentlich nicht hierher. Ich kann Fasching gar nichts abgewinnen. Ab Donnerstag werde ich mich wohl einschließen“, outete sich Bader beim Trainergespräch vor dem Publikum mit einem Augenzwinkern als bekennender Fasching-Abstinenzler. Die närrische Resonanz folgte prompt. Die Mannschaft indes ist da etwas anders geeicht – und ein Unmensch ist der Coach ja nun nicht, zumal das Team liefert. Elf der vergangenen zwölf Spiele endeten mit einem Siegertänzchen. „Freitag dürfen sie raus“, sagte Bader. Aber auch nur, weil am Wochenende kein Spiel ist.