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Von Karla Schairer

Ostfildern – Letzter gegen Vorletzter: Zum Kellerduell kommt es morgen (19.30 Uhr) in der Handball-Bundesliga der Frauen. Der TV Nellingen ist zum Rückspiel beim SVG Celle zu Gast. Ein enorm wichtiges Spiel also. Dass die Top-Torjägerinnen Louisa Wolf und Annika Blanke genauso wie Torhüterin Anne Bocka kurz vor diesem wichtigen Spiel ihre Verträge bei den Hornets verlängert haben, war kein Zufall: „Wir als Führungsspielerinnen wollen ein Zeichen setzen“, sagt Blanke. „Um unserem Team zu sagen, dass wir als Grundgerüst bleiben, und den Fans und den Ligakonkurrenten zu signalisieren: Wir werden weiter Gas geben und alles dafür tun, um in der Liga zu bleiben.“ Die 23-Jährige ist eine Kämpferin: „Ich glaube nach wie vor an uns. Ich habe diese Saison noch nicht abgeschlossen, ich kämpfe bis zum letzten Spiel. Und wenn es der Abstieg wird, dann kämpfe ich mich mit dem Team wieder nach oben. Ich glaube noch daran.“ Um den Glauben aufrecht zu erhalten, ist ein Sieg morgen beim Vorletzten Pflicht. Das Hinspiel verlor der TVN mit 24:29. „Dafür wollen wir Revanche“, sagt Trainer Pascal Morgant. „Das wird ein heißes Duell, bei dem am Ende die Nerven entscheiden werden.“ Wolf glaubt das auch: „Ich hab’ Bock drauf. Das wird Kampf, richtiger Abstiegskampf.“ Nicht mitkämpfen in Celle wird Elisa Stuttfeld, die auf einem DHB-Lehrgang ist.

„Dass es hart wird, wussten wir. Dass wir um jeden Punkt kämpfen müssen, wussten wir. Dass wir uns schwer tun, wussten wir auch. Aber wir haben jede Woche die Chance, uns in der höchsten Liga zu beweisen“, sagt Blanke. Die Studentin ist schon seit ihrer Jugend beim TVN, seit 2012 ist sie im Kader. „Ich kann mich gut mit dem Team identifizieren. Ich arbeite vier Jahre mit dem Trainer zusammen. Es gibt immer noch Dinge, die man mir beibringen kann. Wir sind so ein junges Team, so viele junge Spielerinnen tragen schon so große Verantwortung.“

Das ist es auch, was die 22-jährige Wolf im vergangenen Sommer von der Neckarsulmer SU zur Rückkehr nach Nellingen und zur Vertragsverlängerung bewogen hat. „Ich habe in Neckarsulm das Spielen vermisst. Und dass ich jetzt so viel Vertrauen und Wertschätzung vom Trainer, dem Verein und den Fans bekomme, ist toll“, sagt die Lehramtsstudentin für Deutsch und Sport. „Es war immer mein Ziel, die Rolle der Führungsspielerin einzunehmen. Es gibt nichts Besseres“.

„Großer Charakter“

Auch dass Morgants Vertrag noch bis zum Sommer 2018 geht, war ausschlaggebend. „Er ist ein sehr motivierter Trainer.“ Und der sagt: „Dass diese Spielerinnen in dieser schwierigen Zeit zu uns stehen, zeigt großen Charakter. Ergebnisse sind nicht alles. Dies zeigt die gute Entwicklung des Teams. In der nächsten Saison bleiben wir zusammen, egal in welcher Liga.“ Denn Blanke glaubt: „Es wäre das Schlimmste, was uns passieren könnte, wenn alles über den Haufen geworfen wird.“

Wolf sagt: „Es ist nicht der Weltuntergang, mit drei Punkten unten zu stehen.“ Diese Einstellung spiegelt die laut Blanke immer noch „erstaunlich gute Stimmung im Team“ wider. „Die Frage nach der Stimmung hören wir jede Woche von Sponsoren und der Tribüne“, sagt Blanke. „Aber ich hatte nie das Gefühl, dass wir uns von den Niederlagen runterziehen lassen.“

Bei einem Blick auf die Statistiken von Blanke und Wolf mag man kaum glauben, dass der TVN Tabellenletzter ist: Beide Spielerinnen sind in der Top Ten der besten Werferinnen der Liga. Blanke ist mit aktuell 87 Toren auf Platz sechs, dicht gefolgt von Wolf mit 82 Toren (Platz neun). Ihre Namen stehen zwischen denen von Nationalspielerinnen: Anna Loerper von der TuS Metzingen oder Emily Bölk vom Buxtehuder SV. Wolf ist zudem viertbeste Siebenmeter-Schützin: 34 von 46 gegeben Strafwürfen verwandelte sie bisher. Bei so einer guten Statistik – warum stehen die Nellingerinnen dann nicht besser da? „Knackpunkte sind das Tempo und die Aggressivität“, sagt Wolf. Kopf und Körper hielten nicht immer mit. Blanke ergänzt: „In der Bundesliga wird jeder Fehler bestraft, in der 2. Bundesliga konnten wir das noch aussitzen.“ Einschüchtern lassen sie sich nicht: „Wenn ich gegen berühmte Spielerinnen Tore mache, habe ich ein umso besseres Gefühl“, sagt Wolf. „Dann weiß ich, dass ich richtig in der Liga bin.“