Es ist ein enges Spiel und es geht zur Sache. Iris Guberinic (rechts) und Klaudia Pielesz hindern Annika Blanke am Torwurf. Foto: Rudel - Rudel

Ostfildern – Der Blick auf die Tabelle ist auch jetzt eine Momentaufnahme. Aber er macht den Handballerinnen des TV Nellingen so viel Spaß wie schon lange nicht mehr: Durch das 27:27 (13:12) in einem packenden Derby gegen Frisch Auf Göppingen stehen die Hornets auf Rang zwölf der Bundesligatabelle – und damit nicht mehr auf einem Abstiegsplatz. Wer hätte das vor ein paar Wochen gedacht?

Von Sigor Paesler

Es war ein Handballabend mit vielen bemerkenswerten Szenen. Die am Ende entscheidende war die fünf Sekunden vor Schluss: Beim Stand von 27:27 trat Göppingens Michaela Hrbkova zum Siebenmeter an. Eigentlich ist die Tschechin eine sehr sichere Schützin von der Linie. Doch ihr Wurf knallte an den Innenpfosten und zurück ins Spielfeld. Es blieb beim Unentschieden. Für die Nellingerinnen bedeutete dies einen Punkt, der sie mit dem schärfsten Rivalen Neckarsulmer SU (28:30 bei Tabellenführer SG BBM Bietigheim) die Plätze tauschen ließ und am Ende Gold wert sein könnte. Weiterhin läuft jedoch alles auf den Showdown am vorletzten Spieltag (13. Mai) beim direkten Aufeinandertreffen der Aufsteiger in Nellingen hinaus.

Nach der Schlusssirene lagen sich die TVN-Spielerinnen in den Armen und als Hallensprecher Hans A. Schatz die frohe Kunde vom Erklimmen eines Nicht-Abstiegsplatz durchs Mikrofon rief, war der Jubel auf den Rängen überschäumend. Auch die Göppinger Fans applaudierten: Das galt Nellingens Trainer Pascal Morgant, der sich darüber riesig freute. „Ich war zwölf Jahre bei Frisch Auf, meine Kinder sind noch da und meine Frau ist Jugendtrainerin“, sagte er. „Es zeigt bei aller Rivalität während der 60 Minuten auch den Respekt, den man voreinander hat.“

Der war auch aus den Worten von Göppingens Spielerin Iris Guberinic zu hören. „Sehr“, antwortete sie auf die Frage, ob sich das Nellinger Team seit dem Hinspiel (27:21 für Göppingen) weiterentwickelt habe. „Die Nellingerinnen sind auf einem guten Weg, sie spielen einen schönen Handball zusammen, das gefällt mir“, erklärte Guberinic. Dabei hätte gerade sie einen großen Anteil daran gehabt, wenn die Hornets als Verliererinnen aus der Halle gegangen wären. Guberinic spielte eine bärenstarke Abwehr und hätte mit ihren Teamgefährtinnen den Nellingerinnen in der Phase nach der Pause beinahe den Zahn gezogen. Aus einem 12:14 wurde aus Göppinger Sicht ein 16:14 und wenig später ein 18:16. Den TVN-Frauen schmeckte die 5-1-Abwehr der Göppingerinnen überhaupt nicht, es gab kaum noch ein Durchkommen, ein Kreisspiel fand praktisch überhaupt nicht statt.

Es sah schlecht aus für die Hornets. Doch nach einer Auszeit kämpften sie sich zurück. „Wir haben unsere Auslösehandlungen wieder sortiert“, erklärte es Morgant nüchtern – der ansonsten aber sehr emotional war: „Das war stark, ich bin so stolz“. Die überragende Außenspielern Tanja Padutsch drückte es anders aus: „Wir haben den größeren Willen gezeigt und uns wieder reingekämpft. Wir haben einfach daran geglaubt.“

Zum wiedergewonnenen Glauben an den Klassenverbleib haben auch die jüngsten Erfolgserlebnisse beigetragen. Es ist eine Kombination, die Hoffnung macht: Das Selbstvertrauen ist gestiegen und gleichzeitig ist das Team reifer geworden. Vielleicht gerade noch rechtzeitig bundesligareif. An dieser Einschätzung hätte auch nichts geändert, wenn Hrbkovas Wurf fünf Sekunden vor Schluss im Tor gelandet wäre. So aber war es ein bemerkenswerter Handballabend in Nellingen.

Statistik

TV Nellingen: Grob, Bocka; Schoeneberg, Wolf (3), Blanke (10/3), Tuc, Ioneac (2), Kolasinac (1), Winger, Namat (1), Stuttfeld, Padutsch (7), Issifou (3), Orban-Smideliusz, Stockhammer.

Frisch Auf Göppingen: Lengyel, Zimmerman; Brugger (2), Struijs (5), Adamkova (4), Schindler (2), Kinlend(1), Hrbkova (8/5), Guberinic (1), Krhlikar, Petrinja, Pielesz (4).

Schiedsrichter: Dauben/Rohmer (Köln).

Zuschauer: 1000.

Zeitstrafen: 4:6 – zwei Mal zwei Minuten für Kinlend (Göppingen), zwei Minuten für Blanke, Issifou (Nellingen), Brugger (Göppingen).

Beste Spielerinnen: Padutsch, Grob/Guberinic, Pielesz.