Daniela Hansen (Mitte) nimmt bei einer Auszeit die Nellinger Torhüterinnen Evelien Grob (links) und Anne Bocka zur Seite. Foto: Rudel - Rudel

Von Karla Schairer

Ostfildern – Werden die Handballerinnen des TV Nellingen je ein Bundesligaspiel gewinnen? Torwarttrainerin Daniela Hansen gibt ihre Antwort langsam: „Ich glaube schon, wir schaffen es schon noch.“ Sie nickt wie zur Bestätigung dazu, vielleicht um sich selbst zu überzeugen. „So ein Szenario, als der TVN vor ein paar Jahren mit null Punkten aus der 2. Bundesliga abstieg, will ich nicht erleben.“ Die ersten Punkte wird der TVN aber am Samstag vermutlich nicht gegen Tabellenführer SG BBM Bietigheim holen.

„Das wird so ein Spiel wie gegen den Thüringer HC“, glaubt Hansen. Soll heißen: Die Nellingerinnen halten lange gut mit, auch wenn sie das Spiel nicht gewinnen werden. „Weil wir das wissen, können wir vielleicht befreiter aufspielen und vielleicht wird es dann gar nicht so ein schlechtes Spiel.“ Vielleicht droht aber auch der übliche Nellinger Spielablauf: „Unsere Schwächephase, unsere zehn Minuten, kann ich mir nicht erklären. Wir haben immer zehn Minuten in der ersten oder zweiten Hälfte, in denen die Gegnerinnen davonziehen und wir die Tore nicht mehr aufholen können.“ Hansen schüttelt den Kopf. „Wir wissen alle nicht, was es ist, sonst hätten wir es längst abgestellt.“ Sie zuckt mit den Schultern und nimmt dann das Team in Schutz: „Bis auf das Spiel gegen Celle, das wir hätten gewinnen können und das hat uns sehr enttäuscht, sind wir aber im Soll.“

Dennoch: Sollen, können, wollen. Dass die TVN-Frauen sich bemühen, ist ohne Zweifel. Aber es fehlen eben Punkte und Siege. Hansen, die jahrelang unter anderem bei der TuS Metzingen Torhüterin und Torwarttrainerin war, sucht nach Gründen: „Die Bundesliga ist um einiges schneller und härter beim Anpacken. Man kriegt in keiner Liga was geschenkt, aber in der Bundesliga erst recht nichts“, sagt die 44-Jährige. „Ich möchte nicht sagen, dass man das unterschätzt hat, aber vielleicht nicht dran gedacht. . .“

Wie es ein Team in der Liga schaffen kann, erzählt die Geschichte der TuS Metzingen, den Hansen ihren „Heimatverein“ bezeichnet. Metzingen stand vor einigen Jahren sogar hinter den Nellingerinnen in der 2. Bundesliga, als der TVN in den Aufstiegs-Playoffs spielte. Geschäftsführer Ferenc Rott hat den Club nach oben gebracht. „Er hat sich den Arsch aufgerissen, Sponsoren abgeklappert. Was er aufgestellt hat, ist aller Ehren wert“, sagt Hansen. „Und der Erfolg war gleich da.“ Vor allem Dank der zwei Glücksgriffe, die Rott machte: Shenia Minevskaja und danach Anna Loerper. Letztere ist Handballerin des Jahres 2015. „Die beiden ziehen die anderen mit und behalten einen kühlen Kopf.“

Erfolg zieht Sponsoren an

Das eine gibt das andere: Erfolg zieht weitere Sponsoren an. Seit kurzem unterstützt die in der Stadt mächtige Holy-AG und damit die Outletcity Metzingen die „Tussies“. Mit diesen finanziellen Mitteln kann ein Verein auch so weit kommen, dass die Spielerinnen bis auf einige wenige ihre Jobs aufgeben können. „Arbeiten geht da fast keine mehr.“

Hansen weiß aber auch: „Die Spielerinnen und Trainer müssen ranklotzen, da ist man komplett dem Handball verschrieben.“ In harten Wochen trainieren die Metzingerinnen 14 Mal die Woche, zweimal jeden Tag. „Wir in Nellingen sind da jetzt nicht Freizeithandballer dagegen“, sagt Hansen, „aber von den Metzinger Dimensionen sind wir noch weit entfernt.“

Nahe kommen sich die beiden Vereine beim Derby am 30. Dezember in der Porsche-Arena, wo ein Zuschauerrekord im Frauenhandball von mehr als 6000 aufgestellt werden soll. Für Hansen wird es „ein komisches Spiel. Das ist richtig scheiße, gegen die zu spielen“. Sie windet sich. „Aber ich bin froh, dass es nicht in Metzingen ist. In Metzingen könnte ich mich nicht auf die Gästebank setzen.“

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Vorfreude auf das Spiel gegen den Spitzenreiter Bietigheim

Die Aufgaben werden für den TV Nellingen nicht leichter. Am Samstag (19 Uhr) ist der Spitzenreiter SG BBM Bietigheim zu Gast. „Leicht ist was anderes. Aber die Partie ist ein Highlight. Bietigheim ist eine tolle Mannschaft und steht zu Recht auf Platz eins. Wir freuen uns sehr auf das Spiel“, betont Pascal Morgant.

Der TVN-Coach hat auch in der aktuellen Trainingswoche das Augenmerk auf das eigene Spiel gelegt und erst im Abschlusstraining die Gäste genauer analysiert. „Bietigheim ist breit aufgestellt und hat auf allen Positionen gleich mehrere Top-Spielerinnen. Wir wissen nicht genau, was auf uns zukommt“, erklärt er. Bestes Beispiel sei die Kreisposition – gleich vier Spielerinnen stehen der SG zur Verfügung und diese sind sehr unterschiedlich: Antje Lauenroth ist eine kleine, wendige Kämpferin, Neuzugang Luisa Schulze lang gewachsen. „Wir müssen voll dagegenhalten, kämpfen und aggressiv auftreten“, fordert Morgant, der im Derby wohl auf Sina Namat (Sprunggelenksverletzung) und Desire Kolasinac (krank) verzichten muss. Im vergangenen Jahr hospitierte Morgant für seine A-Lizenz in Bietigheim, nun werde die Freundschaft aber für 60 Minuten ruhen.

Das Spiel ist ab Sonntagnachmittag hier zu sehen.