TVN-Trainer Pascal Morgant wird in den nächsten Woche noch viel telefonieren müssen. Foto: Rudel

Von Andreas Müller
Ostfildern – Die Aufregung beim TV Nellingen über den doch noch erreichten Klassenverbleib in der Handball-Bundesliga der Frauen hat auch gestern angedauert. Und es wird weitere Zeit vergehen, bis die neue Situation in konkrete Maßnahmen mündet. Das ist nicht neu für die Verantwortlichen. Auch im vergangenen Jahr, als der Aufstieg erst am letzten Spieltag feststand, musste auf den letzten Drücker viel improvisiert werden.
Die Arbeit geht erst so richtig los. Noch am Sonntagabend glühten die Telefone zwischen Geschäftsführer Bernd Aichele, Trainer Pascal Morgant und Dietmar Hantke, dem Sprecher der Gesellschafterversammlung der Bundesliga GmbH. Die zentralen Fragen – wie sollte es sein – waren die finanziellen Voraussetzungen für die neue Saison und damit verbunden die Verstärkungen, die noch nach Nellingen gelotst werden sollen.
Mitte Mai ist die Messe gelesen. Die Mehrzahl der Bundesligavereine haben ihre Neuverpflichtungen getätigt. Das hat auch der TV Nellingen bereits getan. Mit Torhüterin Sarah Wachter und Lena Degenhardt stoßen zwei Nachwuchshoffnungen aus der A-Jugend zum Bundesliga-Kader, darüber hinaus stehen Nives Ahlin (Neckarsulmer SU) und Vivien Jäger (HC Rödertal) als Neuzugänge fest.
Gesucht wird noch eine Spielerin für die Rechtsaußenposition, die Tanja Padutsch (Auslandsaufenthalt) ersetzen und eine Rückraumwerferin, die gleichzeitig den Innenblock in der Abwehr verstärken soll. „Der späte Klassenverbleib macht die Suche nicht einfacher. Vielleicht werden wir auch auf Spielervermittler angewiesen sein“, sagt Morgant, der auch mit der Verpflichtung von Handballerinnen aus dem Ausland liebäugelt. „Aber“, so Morgant, „es muss Qualität sein.“ Einen großen Vorteil sieht Morgant in den Erfahrungen, die die Spielerinnen in dieser Saison gesammelt haben.
Der Trainer kann damit rechnen, dass sich im Sponsoringbereich in den nächsten Wochen noch einiges tun wird. Das jedenfalls verspricht Hantke, „auf dessen Wort ich mich in der Vergangenheit immer zu einhundert Prozent verlassen konnte“, sagt Morgant.
Der Sprecher der Gesellschafter hat erkannt, dass bei der Suche nach neuen Geldgebern „hart gearbeitet werden muss und wir deutlich mehr Aktivitäten als bisher entwickeln müssen“, weiß Hantke. Mit einem Etat von rund 500 000 Euro ist der TVN in die erste Bundesliga-Saison gegangen. Viel mehr wird es auch in der neuen Runde nicht geben.
Schwer im Magen liegt allen Beteiligten die Art und Weise, wie die Auf- und Abstiegsregelung über die Bühne ging. „Ich hätte es für besser gefunden, wenn erst nach dem letzten Spieltag die Regularien bekannt gegeben und nicht tagelang im Vorfeld spekuliert worden wäre“, sagt Hantke. Für den TVN geht das Warten in gewisser Weise weiter. Am Mittwochabend läuft die Frist ab, bis zu der sich der HC Rödertal auch gegenüber dem Deutschen Handball-Bund (DHB) offiziell erklären muss. Konkret: Bis zu diesem Zeitpunkt muss ein offizieller Schriftsatz beim DHB eingegangen sein. „Für mich ist die Sache durch. Rödertal würde das Gesicht verlieren, wenn sie jetzt noch einen Rückzieher machen würden“, sagt Morgant. Hantke ist ein Stück weit vorsichtiger. „Ich glaube es erst, wenn eine Unterschrift drunter steht.“
Aichele hat sich bei seinem Kollegen Andreas Zschiedrich telefonisch rückversichert und folgende Auskunft aus Rödertal erhalten: „Wenn uns die Liga nicht zum Aufstieg zwingt, dann verzichten wir aus besagten Gründen und der TV Nellingen kann für die nächste Saison in der Handball-Bundesliga planen.“